Lage des Stollenbetriebes “Vereinigte Pfingstblume”
Im Ruhrtal, unweit der Stiepeler Dorfkirche an der Brockhauser Straße gelegen finden Sie das 1856 erbaute Betriebsgebäude und das Stollenmundloch des im Jahre 1834 gemuteten, 1854 nach langem Rechtsstreit um die Abbaurechte in Betrieb gegangenen und 1893 wegen Unrentabilität geschlossenen Stollenbetriebes “Vereinigte Pfingstblume”.
Der Name Pfingstblume
Der Name Pfingstblume hat seinen Ursprung in einem Ginsterstrauch, der zur Zeit der Mutung im Jahre 1834 durch den Bochumer Kaufman Cramer in der Nähe des Fundpunktes stand.
Pfingstblume war Mitte des 19. Jhdts. umgangssprachlich der Begriff für Ginster. Die Bezeichnung “Vereinigte Pfingstblume” ist auf die Konsolidation der durch die Brüder Georg und Heinrich Haarmann fast zeitgleich eingelegten Mutungen unter den Namen “Neuefund” und “Ludwig” mit der Mutung unter dem Namen “Pfingstblume” zurück zu führen.
Denkmalschutz
Seit dem 29.01.1999 steht das aus Ruhrsandstein erbaute Betriebsgebäude, häufig auch als Huthaus bezeichnet, unter Denkmalschutz. Die Aufnahme des Stollenmundloches in die Denkmalschutzliste der Stadt Bochum erfolgte bereits 10 Jahre früher (07.04.1989), nachdem es vorher historischen Vorlagen folgend restauriert worden war .
Sanierung der Pfingstblume
Das Gebäude einschließlich des dazugehörenden Grundstückes wurde 2002 vom Stiepeler Verein für Heimatforschung e.V. von der Eigentümerin, der Stadt Bochum, angemietet und in der Folgezeit von Grund auf überwiegend in Eigenleistung saniert und restauriert.
Pfingstblume 2015
Dabei wurde u.a. im Inneren die westliche Bruchsteinwand vom Putz befreit und die ursprünglich vorhandenen nach Westen zur Rösche hinzeigenden Türen und Fenster wieder sichtbar gemacht.
Eine Öffnung im Boden gibt den Blick auf den für die damalige Zeit üblichen Fußboden aus gebrannten Ziegeln, den man auch in Kellern von Wohnhäusern häufiger antraf, frei.
Nutzung des Betriebsgebäudes
Das Gebäude selbst diente zu Betriebszeiten der Zeche in erster Linie wohl als Werkstatt, Lager und Magazin.
Nach ihrer Stilllegung im Jahre 1893 wurde das dem Bauern Schulte Kortwig gehörende Betriebsgebäude zum Wohnhaus, das bis zum Jahre 2000 zuletzt von der Familie P. Haarmann bewohnt wurde, umgebaut.
In der Westwand zur aus dem Stollenmundloch austretenden Rösche hinweisend sind noch die ursprünglichen und im Zuge des gegen Ende des 19. Jhdts. erfolgten Umbaus zum Wohnhaus zugemauerten Maueröffnungen zu erkennen.
Heute ist es in Zustand und Art einzigartig in unserer Gegend und zusammen mit dem Mundloch ein Zeitzeichen des im Ruhrtal weit verbreiteten Stollenbergbaus, der im ausgehenden 19. Jhdt. mit der rasanten Entwicklung des Tiefbaus deutlich an wirtschaftlicher Bedeutung verlor.
Hauptsächlich genutzt wird es heute als Vereinsheim, als Vortrags- und Ausstellungsraum sowie als Begegnungsstätte bei den verschiedenen für die Öffentlichkeit zugänglichen Vereinsveranstaltungen und von den Arbeitskreisen für ihre Aktivitäten.
Aufwältigung des Stollens
Am 13. 11.2011, Volkstrauertag, zeigten sich des nahe des Stollenmundes durch ein Haufwerk verschlossenen Stollens zwei Absenkungen in der Oberfläche der Obstwiese, die wie sich herausstellte, direkt neben dem gemauerten Stollenbereich lagen und sich rasch erweiterten. Vertreter der EON, der RAG und des Oberbergamtes trafen sich daraufhin vor Ort, um die Bergschäden zu besichtigen und zu bewerten. Der gemauerte Teil des Stollens liegt auf der EON zugehörigem Gebiet und wird als Hilfsbau in fremden Feldern gezeichnet, während der Bereich des Stollens, in dem Kohle gewonnen wurde, im der RAG gehörenden Feld der Pfingstblume liegt
Der RAG fiel die Aufgabe zu, die Bergschäden zu beseitigen.
Um die Wasserhaltung und die Standsicherheit des Stollens zu gewährleisten, wurde er darauf hin auf eine Länge von 52 m aufgewältigt und der noch begehbare nicht gemauerte Teil einschließlich des zugänglichen Teils eines Querschlages aufwändig gesichert und torkretiert. Untersuchungen im näheren Bereich zeigten, das der Stollen dort im Laufe der Zeit in seinem weiteren Verlauf weitestgehend eingestürzt sein muß und dort keine erkennbare Risiken hinsichtlich weiterer Bergschäden bestehen.
Der aus Bruchsteinen gemauerte und im zweiten Weltkrieg als Luftschutzraum genutzte Teil des Stollens zeigte sich nach Beseitigung des Haufwerks bis auf den bei der Verlegung erfolgten Anschnitt der Stollenfirste in einem überraschend nahezu einwandfreien Zustand.
Heute befindet sich im hinteren Teil eine seismische Messstation der Ruhr-Universität Bochum und eine auf Anregung des AKU Bochum errichtete Ziegelgitterwand, die Fledermäusen eine Schlaf- und Überwinterungsgelegenheit bietet.
Der Stollen selbst wird regelmäßig von Mitarbeitern der RAG befahren und dabei auf einwandfreien Zustand geprüft. Er ist wegen der Gefahr erhöhter Gaswerte, bedingt durch mangelhafte Bewetterung, nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Unzutreffende Bezeichnung Erbstollen
Wenn auch häufiger der Begriff Erbstollen in der Verbindung mit der Pfingstblume fällt, so ist zu bemerken, dass der Stollen zu keiner Zeit zur Entwässerung oder Bewetterung eines anderen Bergwerkes gedient hat, sondern ausschließlich zur Gewinnung von Steinkohle gedacht war.
Betrieb
Die Kosten für Betrieb, Pflege und Unterhaltung dieses Denkmalensembles einschließlich der Gartenanlagen werden teilweise durch den Erlös des von Mai bis Mitte September sonntäglich betriebenen Pfingstblume – Cafés gedeckt.