Die Existenz des Haarmannshofes an der Haarstraße ist urkundlich 1486 (Stiepeler Grenzbegehung) nachgewiesen. Es gibt jedoch auch schon eine Urkunde aus dem Jahre 1382, die auf einen sogenannten Vorratskamp an dieser Stelle hinweist. Das heutige Bauernhaus wurde 1750 gebaut. Im Dachstuhl dieses Hauses befindet sich das aus dem Jahre 1590 stammende Uhrwerk mit einer auf dem Giebel des Hauses angebrachten Glocke. Dieses kleine Glockenhaus ist das Wahrzeichen des Gehöftes. Das Uhrwerk ist somit älter als das Wohnhaus und muss schon auf einem vorherigen Gebäude existiert haben.
Der Mechanismus des Uhrwerks wurde von einem Bruder des um 1600 den Hof bewirtschaftenden Haarmann-Bauern entworfen. Dieser wurde dann durch einen nicht mehr bekannten Stiepeler Fachhandwerker konstruiert und mit der Hand jedes einzelne Teil geschmiedet.
Die Stiepeler Bewohner richteten sich in den frühen Jahren und während des 30jährigen Krieges, später dann auch die Bergleute, nach diesem Uhrwerk. Zur damaligen Zeit gab es noch keine Kirchen, Schulen und Fabriken, die durch Läuten Mittag und Feierabend verkündeten. Seit Ende des 19. Jahrhunderts stand die Uhr. Mehrere Uhrmacher hatten den Versuch unternommen, dieses Werk wieder in Gang zu bringen, was jedoch nicht gelang. Die Uhr ist dann langsam verrottet und verfallen.
Im Jahre 1935 wurde das Uhrwerk von dem Bochumer Uhrmacher Wedekind überholt. Die im Uhrinneren eingeritzten Jahreszahlen 1590, 1709, 1790 und 1798 deuten jedenfalls an, wann dieses seltene Werk erbaut ist, bzw. nachgesehen wurde.
Das Uhrwerk ist im Moment betriebstüchtig und in der Lage, zu jeder vollen und halben Stunde zu schlagen. Es wird jedoch nicht in Gang gesetzt, da es ansonsten auch die gesamte Nacht hindurch schlagen würde, welches mit einer unvertretbaren Lärmbelästigung der Nachbarn einherginge.
Das schmiedeeiserne Uhrwerk mit mehr als 40 Zahnrädern hat etwa die Größe eines Fernsehgerätes. In der Mitte vorn ist das Pendel mit einem Gewicht aus Blei zu erkennen.
Nachdem das Uhrwerk wieder erste Anzeichen von Korrosion zeigte, wurde es im Juni 2019 ausgebaut und dann einer grundlegenden Sanierung bei einem Restaurator in Recklinghausen unterzogen. Sämtliche Teile wurden einzeln von Farbresten (Silberbronze und Lack) befreit und ausgeschlagene Lager wieder gangbar gemacht. Die Metallteile wurden abschließend mit einer speziellen Schutzschicht überzogen und das Uhrwerk dann wieder zusammengesetzt.
Am 19.10.2019 kehrte das weiterhin funktionstüchtige Uhrwerk auf den Hof zurück und wurde in den zwischenzeitlich ebenfalls restaurierten Schutzschrank eingebaut. Es kann nun bei Bedarf wieder in Betrieb genommen werden.
Winterlinde
Auf dem Hofraum 10 m mittig vor dem 260 Jahre alten Wohnhaus steht eine Winterlinde. Dieser Baum ist 14 m hoch, hat einen Stammumfang von 4,10 m und einen Kronendurchmesser von ca. 16 Meter. Die Blüten der Winterlinde sind reich an ätherischen Ölen mit schleimlösender Wirkung und werden häufig in Form von Tee verabreicht.
Dieser mittlerweise über 200 Jahre alte Baum ist in seiner Wuchsform für Bochum einmalig und wurde deshalb 1980 in die Liste der Bochumer Naturdenkmäler aufgenommen und einer entsprechenden baumpflegerischen Maßnahme unterzogen; er befindet sich noch heute in einem guten Allgemeinzustand.
Bis 1980 war der Baumstamm von einer handgezimmerten Sitzbank fast vollständig umgeben auf der man mit dem Rücken zum Stamm sitzen konnte. Dieser Sitzplatz mit Blick auf das Wohnhaus, die Scheune und den Teich bot im Sommer den Knechten und Mägden Schatten und wurde gerne für die Mittagspause oder auch zum sonstigen Verweilen genutzt. So wurde an einem vor dem Baum in den Boden eingelassenen Metallblock die Sense auf der Bank sitzend durch Hammerschläge begradigt und auch wieder geschärft. Der Platz auf der Bank lud auch gerne in der Abend-dämmerung zu Gesprächen mit Nachbarn und Besuchern ein. An einem waagerecht nach Westen verlaufenden Ast war ab 1955 eine Kinderschaukel angebracht, die allerdings 1980 im Rahmen der Baumerhaltung entfernt werden musste.
Autor: Wilhelm Haarmann
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