Die Straße “Am Varenholt”ist das erste Mal in der Stiepeler Gemarkungskarte aus dem Jahr 1885 eingezeichnet mit dem Hinweis „Feldweg“. Die Bebauung entlang des Weges begann auch erst zu jener Zeit, Haus Nettelbeck wurde zum Beispiel 1875 eröffnet. Der erste befestigte Ausbau der Straße erfolgte dann im Jahr 1902 auf einer Länge von rund 1,5 km für Kosten von 12.000 Mark „… durchweg mit Packlage und Kleinschlag aus Sandstein … und zum größten Teil mit gepflasterten Seitenrinnen versehen.“ Die Bebauung war stark durch Kötter geprägt, also durch eine landwirtschaftliche Selbstversorgung auf einem kleinen Stück Land. So sind auf dem ersten Bochumer Stadtplan (aus dem Jahr der Eingemeindung 1929) rund 25 Häuser eingezeichnet.
Einem Verzeichnis über den Bestand an Kühen können wir z.B. entnehmen, dass im Jahr 1936 zu 18 von diesen Häusern der Varenholtstraße insgesamt 20 Kühe registriert waren.
Neben der Erschließung von neuem Besiedlungsgebiet diente die Straße auch als Weg zur Kosterbrücke. Die heutige Kosterstraße ist erst ca. 1922 erstellt worden. Als mögliche Wege zur Kosterbrücke gab es bis dahin von Osten her kommend die heutige Brockhauser Straße und aus westlicher Richtung die Krockhausstraße. Daher lag es bei Vergabe der Straßennamen im Jahr 1909 nahe, die Straße als „Brückstraße“ zu bezeichnen. Die (erste) Kosterbrücke wurde von der Henrichshütte im Jahr 1860 einzig für den Transport von Kohlen und Erzen errichtet. Fußgänger durften sie nur bei Hochwasser benutzen. Im Jahr 1910 wurde die (zweite) Kosterbrücke neu errichtet und diente als Verkehrsweg nach Hattingen. Die heutige Brücke wurde 1980 eingeweiht.
Die Bedeutung der Straße nach dem Ausbau im Jahr 1902 geht aus einem Zeitungsartikel vom 14. Mai 1910 hervor, dort ist zu lesen: „In einem saumäßigen Zustande befindet sich schon seit fast einem Jahre die Brückstraße. Im vorigen Frühjahr wurde durch die Straße ein neuer Rohrstrang gelegt, seit dieser Zeit ist der Weg kaum passierbar, obwohl gerade dieser Weg die Hauptverkehrsstraße zwischen Hauptstraße (= heutige Kemnader Straße) und Brücke ist …“ Interessant ist, dass bei den ersten Überlegungen im August 1912 zum Bau einer Straßenbahnlinie die Wahl zunächst auf die Brückstraße fiel. Die Stiepeler Gemeindevertretung war noch der Überzeugung, dass die Brückstraße „… für den allgemeinen Verkehr allen Anforderungen genügt.“ Im September 1913 entschloss sich die Gemeindevertretung dann aber „… einstimmig für einen Ausbau der Finkenstraße [= heutige Kosterstraße]. Von der Führung … über die Brückstraße wird … Abstand genommen, weil die Finkenstraße wesentlich günstigere Steigungsverhältnisse aufweist.“ Bedingt durch den 1. Weltkrieg haben sich der Neubau der Kosterstraße und der Bau der Straßenbahnlinie dann bis in die 1920er Jahre verzögert.
Im Zuge der Eingemeindung nach Bochum im Jahr 1929 wurde die Straße in „Varenholtstraße“ umbenannt. Wie bei vielen anderen Namensfindungen auch, wurde auf damals schon historische Hintergründe zurückgegriffen. In der Preußischen Gemeindekarte aus dem Jahr 1823 ist am unteren Ende der Straße ein heute nicht mehr bestehendes Gebäude mit der Benennung des seinerzeitigen Eigentümers eingezeichnet: Fahrenholt. Das Haus und das dazugehörige Grundstück lagen vor der ehemaligen Brockhauser Schule, unmittelbar gegenüber der Einmündung der Hülsbergstraße. Legt man mit digitaler Technik alte und aktuelle Karten übereinander, so liegt die Vermutung nahe, dass das Haus beim Ausbau der Straße im Jahr 1902 im Weg gestanden hat. Zu dieser Zeit ist als Eigentümer der Name „Wallbruch“ verzeichnet.
Im Jahr 1979 fand eine weitere Umbenennung statt. Wegen der Verwechslungsgefahr mit der Varenholzstraße im 1975 nach Bochum eingemeindeten Wattenscheid wurde der Name geändert in „Am Varenholt“.
Erwähnt werden sollten die drei aus historischer Sicht bekanntesten Gebäude an der Straße: das Kloster, die ehemalige Brockhauser Schule und die Wirtschaft Nettelbeck.
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