Einer der frühesten Wege im eigentlichen Stiepeler Dorf ist die Düsterstraße. An diesem Weg lagen die Häuser einiger auch heute noch bekannter Hof- und Familiennamen, z.B. Schulte zur Oven, Beulmann oder Müser. Eines der schönsten Fachwerkhäuser dürfte der ehemalige Hof Schulte zur Oven gewesen sein. Der Hof wurde 1972 demontiert, um einer typischen 1970er Jahre-Bebauung Platz zu machen. Als Bauernhausmuseum wurde er hinter Haus Kemnade wieder aufgebaut.
Am alten Standort (gegenüber der heutigen Hausnr. 7) ist noch die als Naturdenkmal geschützte Stieleiche zu sehen. Das Haus gehörte postalisch zwar zur früheren Ruhr-, später Kemnader Straße, lag aber unmittelbar an der Düsterstraße.
Erwähnenswert auch die am nördlichen Ende der Straße gelegenen benachbarten Höfe mit dem Namen Beulmann: Oberste und Niederste Beulmann, wobei der letztere Name wohl „ausgestorben“ ist. Der im Jahr 1754 erbaute Hof Niederste Beulmann wurde 1997 abgerissen, an seiner Stelle findet sich heute Hausnr. 23a. Der Hof Oberste Beulmann ist als Hausnr. 25 zwar noch erhalten, ist nach mehreren Umbauten aber in seiner ursprünglichen Form nicht mehr erkennbar.
Die Düsterstraße ist eine der wenigen Straßen, die nach der Eingemeindung nach Bochum im Jahr 1929 ihren Namen behalten hat. Zur wahrscheinlichsten Erklärung der Namensfindung müssen wir ein paar geschichtliche Hintergründe erläutern. An der Kreuzung der heutigen Kemnader mit der Brockhauser Straße war in früheren Zeiten die eigentliche Dorfmitte, unter anderem mit dem Gerichtsplatz. Auf Mittelniederdeutsch nannte sich solch ein öffentlicher Dorfplatz „Tie“. Davon zeugt der dort ansässige und noch als ehemalige Wirtschaft bekannte Familienname Haarmann-Thiemann. Auf Plattdeutsch sagte man dazu „Haarmann am Thie“. Einige hundert Meter nördlich dieses Gerichtsplatzes, an der Gabelung der heutigen Galgenfeld- und Unterfeldstraße, lag die Stiepeler Hinrichtungsstätte. In einer Karte aus der Zeit vor 1800 findet sich dort die entsprechende Kennzeichnung eines Galgens. Die Düsterstraße, deren Fortsetzung auf der östlichen Seite der Kemnader Straße die heutige Unterfeldstraße war, war somit der Verbindungsweg zwischen Gerichts- und Hinrichtungsstätte. Robert Jahn schreibt im Jahr 1926 in seinem Aufsatz „Die Flurnamen des Amtes Blankenstein“ dazu: „Der arme Sünder aber wurde … durch die düstere Straße zur Hinrichtungsstätte geführt, die am Nordende der Gemarkung lag: auf dem Galgenplatz…“ Er ergänzt noch die überlieferte mundartliche Benennung „inne düüster straote“. Wir können somit davon ausgehen, dass diese Straße bereits vor Einführung der offiziellen Straßennamen im Jahr 1909 im Volksmund so genannt wurde.
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