Diese Straße, die von der Gräfin-Imma-Straße in deren oberen Bereich in westlicher Richtung abgeht, ist mit einigen wenigen Häusern das erste Mal deutlich auf einer Katasterkarte aus dem Jahr 1884 zu sehen. Es sind jedoch nur die auf dem ersten Stück liegenden Häuser durch diesen Weg verbunden. Auf einer früheren Karte aus dem Jahr 1824 sind nur vereinzelt Gebäude vorhanden, jedoch ohne erkennbaren Weg. Noch im Jahr 1913 hat die Gemeinde Stiepel die Straße als „Interessentenweg“, d.h. private Anliegerstraße, eingestuft. Öffentlich zu begehen war nur das Stück bis etwa zu der heute noch als Schafweide genutzten Wiese, danach war es ein reiner Privatweg, der zudem einen anderen Verlauf hatte als die heute ausgebaute Straße.
Die erste Bezeichnung „Müsenstraße“, die im Jahr 1909 vergeben wurde, erinnerte an die Erzfelder Müsen, die in den Gemeindeteilen Brockhausen und Schrick gelegen waren und insbesondere im Tiefbau über „Schacht David“ abgebaut wurden. Schacht David war hinter dem Waldstück am Ende des heutigen Straßenverlaufs gelegen. Der verfüllte Schacht befindet sich genau an dem Imkerei-Stand am Fußweg vom Ende der Straße herunter zur Ruhr / Brockhauser Straße. Vielen ist dort in unmittelbarer Nähe die Holz-Schutzhütte eher bekannt.
Der Name Müsen ist zurückzuführen auf das Dorf Müsen im Siegerland, das für seinen Erzbergbau bekannt war. Das in Stiepel gefundenen Erz wurde dort analysiert. Im Erzfeld Müsen wurde in der Zeit von 1857 bis 1873 Spateisenstein für die Hochöfen der Henrichshütte in Hattingen gefördert.
Die Umbenennung der Straße auf „Im Pastoratsbusch“ im Jahr 1929 erinnert an einen zeitlich noch davor liegenden örtlichen Bezug. Zur Herkunft der Bezeichnung „Pastoratsbusch“ müssen wir bis zur sogenannten Markenteilung des Jahres 1786 zurückgehen. Hintergrund und Details zur Markenteilung sind in der Festschrift „1000 Jahre Dorfkirche Bochum Stiepel“ durch Dr. Klaus Eichholz ausführlich beschrieben. Der bis zum Jahr 1786 durch die alteingesessenen Bauernhöfe, die kleineren Kötter sowie die adeligen Besitzer des Hauses Kemnade gemeinschaftlich genutzte Wald, die Stiepeler Mark, wurde entsprechend der über Jahrhunderte festgelegten Holz- und Weiderechte in Privatbesitz überführt. Die jeweiligen Mitglieder dieser drei Gruppen, die sogenannten Markgenossen, erhielten aus dem bis dahin gemeinschaftlich genutzten Wald einen ihren alten Nutzungsrechten entsprechendes Eigentum übertragen.
Einen Teil des Waldes erhielt aber auch die Kirchengemeinde, das evangelische Pastorat. Dieser Teil des Waldes lag in einem Gebiet, das sich in etwa mit der heutigen Minister- und Kemnader Straße, über den Lupinenweg und den oberen Bereich der Gräfin-Imma-Straße bis zum Gebiet um bzw. zwischen den Straßen Im Pastoratsbusch und Henkenbergstraße umreißen lässt. Dieser ab 1786 im Besitz des Pastorats befindliche „Kirchenwald“ wurde deshalb seit dieser Zeit Pastoratsbusch genannt. In einer Urkunde aus dem Jahr 1827 bezeichnet zum Beispiel der seinerzeitige Pastor dieses Gebiet als „… einen dem hiesigen Pastorat zugehörigen Buschdistrict in Mittelstiepel “. In Grundbüchern aus der Zeit vor 1900 lautet die Flurbezeichnung beispielsweise für den Bereich des heutigen Lupinenwegs „Acker Pastoratsbusch“. Der letzte bewaldete Teil des Pastoratsbusches lag unmittelbar an der heutigen Gräfin-Imma-Straße im Bereich um die Henkenbergstraße. Er wurde im Jahr 1869 durch das Pastorat an einzelne Kleinkötter verkauft und urbar gemacht. Die Größe dieser zuletzt verkauften Parzellen betrug 2 preußische Morgen, d.h. rund 5.000 m².
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