Nach dem 1. Weltkrieg begann die Gemeinde Stiepel, der aufkommenden Wohnungsnot durch den Bau von Wohnungen auf gemeindeeigenen Grundstücken zu begegnen. In den Jahren 1922 – 1924 entstanden erste Siedlungen an der Finkenstraße (heute Kosterstraße), Vorm Brock (heute Am Vormbrock) und Auf der Egge. Da mit diesen Maßnahmen der Wohnungsbedarf in Stiepel nicht gedeckt war, wuchs innerhalb der Bevölkerung der Gedanke, eine Baugenossenschaft ins Leben zu rufen.
Unter Beteiligung der Gemeinde Stiepel wurde am 3. Mai 1925 die Baugenossenschaft „Heimat“ gegründet. Einer der 25 Gründungsmitglieder war August Rautenberg (*Hörde 28.04.1886, +Stiepel 16.04.1957), ein aktiver Sozialdemokrat und Gewerkschafter. In der Gründungsversammlung wurde ein fünfköpfiger Vorstand gewählt, zu seinem Vorsitzenden wurde August Rautenberg benannt. Die Gemeinde Stiepel brachte anschließend ihre drei zuvor errichteten Siedlungen in die Baugenossenschaft ein.
In der Mitgliederversammlung vom 24. Juni 1933 traten die bisherigen Vorstandsmitglieder sowie der gesamte Aufsichtsrat zurück, um -aufgrund politischen Drucks während des Nationalsozialismus- Neuwahlen durchzuführen. Neuer Vorsitzender der Baugenossenschaft wurde ein Beamter der Stadt Bochum (Stiepel wurde im Jahr 1929 nach Bochum eingemeindet), der zugleich NSDAP-Mitglied war. Nach dem Krieg fand die erste Mitgliederversammlung am 12. August 1945 statt. Sie wählte einen neuen Aufsichtsrat, dieser wiederum bestellte in seiner Sitzung am 2. September 1945 einen fünfköpfigen Vorstand mit dem erneuten Vorsitzenden August Rautenberg.
Die Baugenossenschaft Heimat erwarb im Jahr 1927 von der Gemeinde Stiepel den ehemaligen Haarmann‘schen Kotten an der Hochstraße 20 / 22 (heute Henkenbergstraße), letzter bekannter Besitzer war der Kötter Georg Haarmann. Zu dem Kotten gehörten 10 Morgen Land, also rund 25.000 m². Auf diesem Land wurde durch die Baugenossenschaft im Jahr 1928 eine Siedlung mit zunächst 21 Häusern errichtet. Sie bildete den oberen Teil der Flaßkuhlstraße. Angemerkt sei, dass für damalige Stiepeler Verhältnisse diese Art der Bebauung, nämlich eine so große Siedlung auf bis dahin landwirtschaftlich genutzter Fläche, eine kleine Sensation war. Die zwei Gebäude des Haarmann‘schen Kottens blieben zunächst stehen, sie wurden in den Jahren 1962/64 für die Errichtung der heutigen Häuser Rautenbergstraße 24 und 26 abgerissen.
Am 16. April 1957 starb August Rautenberg. In Würdigung seiner Verdienste für die Baugenossenschaft wurde auf deren Antrag im Januar 1959 der obere Abzweig der Flaßkuhlstraße in „Rautenbergstraße“ umbenannt.
August Rautenberg hat ab Errichtung der (zunächst gemeindeeigenen) Genossenschaftshäuser am Vormbrock im Jahr 1922 bis zu seinem Tod im Jahr 1957 dort in Hausnr. 4 gewohnt. Neben seinem Engagement für die Baugenossenschaft war er in Stiepel in den 1920er Jahren als Mitbegründer des Arbeiterwohlfahrt-Ortsverbands bekannt. Sein eigentliches politisches und berufliches Schaffen fand allerdings außerhalb Stiepels statt. 1956 wurde er zum Ehrenbürger der Gemeinde Welper ernannt, dort gibt es ebenfalls eine nach ihm benannte August-Rautenberg-Straße.
(Mit freundlicher Unterstützung der Baugenossenschaft „Heimat“ Bochum-Stiepel e.G.)
In der Rubrik „Persönlichkeiten“ finden Sie wesentlich mehr Informationen zu August Rautenberg.
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