August Rautenberg (*Hörde 28.04.1886, +Stiepel 16.04.1957) wurde in Hörde bei Dortmund geboren und wuchs in Welper auf, wo der Vater als Schmied auf der Henrichshütte arbeitete. Dort erlernte er ebenfalls das Schmiede- und Dreherhandwerk, 1911 trat er der „Freien Gewerkschaft“ bei.
Da er sich nach seiner Ausbildung weiterbildete und politisch aktiv wurde, erreichte er es, dass ihn die Amtsverwaltung Blankenstein im Mai 1920 zum Beigeordneten ernannte. Dadurch wurde er ab 1920 zum Mitglied des Deutschen Gemeindetags und ab 1921 zum Mitglied des Deutschen Landkreistags. Darüber hinaus war er Mitglied des Hauptausschusses und des Präsidiums des Preußischen Landgemeindetags West.
Welche genauen Umstände ihn von Welper nach Stiepel verschlugen, ist nicht bekannt. Zumindest wohnte er nach 1922 in der Straße Am Vormbrock in Haus Nr. 4. Dort sollte er bis zu seinem Tod 1957 wohnen bleiben. Wie an anderer Stelle ausführlicher geschildert, errichtete die Gemeinde Stiepel am Vormbrock in den Jahren 1922 – 1924 eine von insgesamt drei kleinen Siedlungen, um der nach dem 1. Weltkrieg aufkommenden Wohnungsnot zu begegnen. Da mit diesen Maßnahmen der Wohnungsbedarf in Stiepel nicht gedeckt war, wuchs innerhalb der Bevölkerung der Gedanke, eine Baugenossenschaft ins Leben zu rufen. Unter Beteiligung der Gemeinde Stiepel wurde daher am 3. Mai 1925 die Baugenossenschaft „Heimat“ gegründet. Einer der 25 Gründungsmitglieder war August Rautenberg, mittlerweile aktiver Sozialdemokrat und Gewerkschafter. In der Gründungsversammlung wurde ein fünfköpfiger Vorstand gewählt, zu seinem Vorsitzenden wurde August Rautenberg benannt.
In Stiepel war er neben seinem Engagement für die Baugenossenschaft „Heimat“ in den 1920er Jahren als Mitbegründer des Arbeiterwohlfahrt-Ortsverbands bekannt.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde er aus allen Ämtern gedrängt. In der Mitgliederversammlung der Stiepeler Baugenossenschaft vom 24. Juni 1933 traten -bedingt durch den politischen Druck- die bisherigen Vorstandsmitglieder sowie der gesamte Aufsichtsrat zurück, um Neuwahlen durchführen zu können. Neuer Vorsitzender der Baugenossenschaft wurde ein Beamter der Stadt Bochum (Stiepel wurde im Jahr 1929 nach Bochum eingemeindet), der zugleich NSDAP-Mitglied war.
Innerhalb des Amtes Blankenstein musste er seine Ämter ebenfalls aufgeben. Ein Beschluss der Amtsversammlung vom 3. Juli 1934 sorgte sogar dafür, dass er keine Pensionsbezüge erhielt. Für das Familieneinkommen mussten in dieser Zeit seine beiden Kinder sorgen. Es wird überliefert, dass er mehrfach verhaftet, körperlich misshandelt und im Blankensteiner Krankenhaus gesund gepflegt wurde. 1939 konnte er eine Anstellung bei der Berufsgenossenschaft in Bochum finden.
Nach dem Krieg konnte er sofort wieder politisch aktiv werden. Am 2. Mai 1945 wurde er in Blankenstein als Amtsbürgermeister eingesetzt und 1946 zum Amtsdirektor des Amtes Blankenstein berufen. Er bekleidete bis zu seinem Ruhestand 1954 zahlreiche Ämter, u.a. als Vorsitzender des Landgemeinderats Westfalen oder als Mitglied des kommunalpolitischen Beirats der SPD. Ab 1946 war er Mitglied des Aufsichtsrats der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen AG (VEW), auch wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Zahlreiche kommunale Ehrenämter gesellten sich dazu, zum Beispiel als Vorsitzender des Gemeinde-Unfall-Versicherungs-Verbandes Westfalen.
In Stiepel fand die erste Mitgliederversammlung der Baugenossenschaft „Heimat“ nach dem Krieg am 12. August 1945 statt. Sie wählte einen neuen Aufsichtsrat, dieser wiederum bestellte in seiner Sitzung am 2. September 1945 einen fünfköpfigen Vorstand mit dem erneuten Vorsitzenden August Rautenberg.
Am 16. April 1957 starb August Rautenberg, kurz vor Vollendung seines 71. Lebensjahres, in seiner Wohnung in Stiepel. Trauerfeier und Beisetzung fanden in Welper statt, damalige Zeitungen berichten, dass es die größte Beisetzung der Nachkriegszeit im Hattinger Raum war.
In Würdigung seiner Verdienste für die Baugenossenschaft „Heimat“ in Stiepel wurde auf deren Antrag im Januar 1959 der obere Abzweig der Flaßkuhlstraße in „Rautenbergstraße“ umbenannt.
Im April 1956 wurde er zum Ehrenbürger der Gemeinde Welper ernannt, dort gibt es ebenfalls eine nach ihm benannte August-Rautenberg-Straße.
(Mit freundlicher Unterstützung des Stadtarchivs Hattingen und der Baugenossenschaft “Heimat” Bochum-Stiepel eG)
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