Der St. Georgen-Erbstollen und der St. Georgen-Oberstollen.
Der aus dem Rauterdeller Siepen bzw. aus dessen Nebentälern in der Vergangenheit geführte Abbau hatte daran gekrankt, daß die Stollen keine genügende Bauhöhe einbrachten, so dass der Abbau schnell zu einer Erschöpfung der aufgeschlossenen Kohlenvorräte führte. Man sann daher auf eine möglichst tiefe neue Aufschließung der Flöze. Dafür kam nur die Anlage eines Stollens aus der Ruhraue in Frage. Als man in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts allgemein anfing, solche Stollen aus dem Ruhrtal als Erbstollen anzulegen, wurde im Jahre 1772 auch im Gebiet der Rauterdelle eine Erbstollenmutung unter dem Namen St. Georgen-Erbstollen eingelegt. Da sich die gemutete Gegend nach eingehender Untersuchung durch die Bergbehörde für die Anlage eines Erbstollens eignete, verlieh das Bergamt das Erbstollenrecht am 25. Mai 1773 an den Rentmeister Johann Georg Müser aus Blankenstein als Lehnträger. Die Verleihung gab das Recht, den Stollen in der Ruhraue bei Stiepel am Stöltingsbache (auch Störlingsbach genannt) nördlich der heutigen Koster Brücke anzulegen und von hier aus nach Norden durch alle in Betrieb stehenden Zechen und die im Bergfreien liegenden Flöze bis an die Zeche Papenbank im Weitmarer Holz — auf eine Länge von etwa 1500 m — aufzufahren. Die Bergbehörde dachte bei der Ver- leihung des Erbstollenrechtes hauptsächlich an die 19 und mehr Meter tiefere Neuaufschließung der Zechen Ignatius, Preußischer Zepter, Friedrich, Krockhausbank und Haarmannsbanck. Schon vor der Verleihung des Erbstollenrechtes war die Mutung St. Georgen- Erbstollen am 25. Januar 1773 mit den beiden alten Berechtsamen Haarmannsbanck Nr. 2 und Theodor dergestalt vereinigt worden, dass diese von nun an zur Berechtsame der Mutung St. Georgen-Erbstollen gehörten. Nach der Verleihung des Erbstollenrechtes machten sich die Gewerken sofort daran, den Stollen an der in der Mutung angegebenen Stelle im Hofe von Schulte am Berge (Schulte Umberg) aus der Ruhraue anzulegen. Als sie den Stollen etwa 170 m lang, zum Teil in Dammerde, zum Teil in gebrächem Gestein, getrieben hatten, verließen sie ihn jedoch wieder. Die aufgeschlossenen Flöze konnten nach Westen fast überhaupt nicht gebaut werden, weil sie entweder bald in die Ruhraue traten oder aber weiter im Norden schon bald zur älteren Berechtsame des St. Mathias-Erbstollens gehörten. Die Flöze hätten also in der Hauptsache nach Osten gebaut werden müssen. Bei einer solchen Streckung des Feldes brachte aber der fast parallel zum Rauterdeller Siepen verlaufende St. Georgen-Erbstollen in den ersten 800 his 1000 m entweder überhaupt keine oder keine allzu große Bauhöhe ein. Hinzu kam noch, dass man im Stollen selbst auf den ersten 1000 m fast nur flözarme Schichten unter Flöz Sonnenschein aufschloss, was man schon damals erkannte. Die Auffahrung eines etwa 1000 m langen Stollens ohne die Aussicht, zahlreiche bauwürdige Flöze zu treffen, schreckte aber wegen der hohen Zubußen ab.
Die Arbeiten haben nach Einstellung der Arbeiten im St. Georgen-Erbstollen mehrere Jahre geruht.
Erst kurz nach 1780 fingen die Gewerken des St. Georgen-Erbstollens an, etwa 1100 m nördlich des Stollenmundloches des aufgegebenen St. Georgen- Erbstollens, ungefähr am Nordende des Rauterdeller Siepens, der hier den Namen S t e m m a n n s S i e p e n führte, einen einfachen Stollen, den St. G e o r g e n – O b e r s t o 1 I e n , anzulegen. Veranlassung zu dieser Arbeit gab die Fertigstellung der in Verbindung mit der Schiffbarmachung der Ruhr entstandenen Ruhrschleuse bei Stiepel Ende der 70er Jahre, durch die man sich einen guten Absatz über den Ruhrweg versprach.
Der Stollenansatzpunkt für den St. Georgen-Oberstollen lag auf der westlichen Seite des Rauterdeller Baches zwischen den alten Zechen Friedrich und Theodor, von denen die Zeche Theodor nach den Ausführungen im Jahre 1773 zum St. Georgen-Erbstollen konsolidiert war. Mit dem neuen Oberstollen wollte man die aus der Vergangenheit bekannten guten Flöze der Mittleren und Unteren Fettkohlenschichten im Eulenbaumer Sattel neu aufschließen. Der Stollen lag etwa 16 m höher als der ursprünglich geplante St. Georgen-Erbstollen.
Der Stollen ist rund 250 m lang geworden und hat auf dem Nordflügel des Eulenbaumer Sattels eine Reihe von Flözen der Fettkohlenschichten aufgeschlossen, von denen 6 schon durch den Abbau der Vergangenheit bekannt waren. Es waren dies:
1. Flöz H a a r m a n n s b a n c k N r. 2 (Helene), das im Jahre 1773 zum St. Georgen-Erbstollen konsolidiert war,
2. Flöz T h e o d o r (P r ä s i d e n t) , ebenfalls im Jahre 1773 zum St. Georgen-Erb-
stollen konsolidiert,
3. Flöz H a a r m a n n s b a n c k N r. l oder Dicke Haarmannsbank (Röttgersbank 2),
4. Flöz K r o c k h a u s b a n k (Ernestine),
5. Flöz S t e r n b e r g N r. 2 (Ida),
6. Flöz N e b e n f l ö z (wahrscheinlich ein Blücher-Flöz).
Von diesem Stollen aus hat ein geringer Abbau in den Flözen Haarmannsbanck Nr. 2 (Helene) und Theodor (Präsident) nach Osten stattgefunden. Aber schon um 1790 kam der Abbau aus unbekannten Gründen wieder zum Erliegen; wahrscheinlich werden mangelnder Absatz und die schlechten Wegeverhältnisse die Ursache gewesen sein.
Text entnommen aus “Die Steinkohlenbergwerke der Vereinigte Stahlwerke A.-G.”
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