Schauen wir ein paar Meter über die Stadtteilgrenze, die das Lottental bildet, in Richtung Querenburg, und bleiben nur „gefühlt“ in Stiepel. Genauso wie die Straße „Im Lottental“ auf Querenburger Gebiet verläuft und auch die ehemalige Zeche Klosterbusch (nur wegen ein paar Metern) eine Querenburger Zeche war, so war Haus Hüggenberg keine Stiepeler Gastwirtschaft. Das macht aber nichts, für viele Stiepeler gehörte sie einfach dazu.
Die Geschichte des Hauses beginnt mit dem Kauf des Grundstücks im Jahr 1890 und der Errichtung eines Wohnhauses 1891 durch Heinrich Hüggenberg senior. Der Betrieb einer Gastwirtschaft war zunächst nicht geplant. Erst im Jahr 1916 erhält Heinrich Hüggenberg junior (*1881) die Erlaubnis zum Ausschank alkoholfreier Getränke. Dies geschah nur als Nebenerwerb, Zielgruppe waren seinerzeit die zahlreichen Wochenendausflügler, hauptberuflich war Heinrich Hüggenberg junior Bergmann auf der Zeche Klosterbusch. Um uns ein Bild von den damaligen Gegebenheiten zu machen, können wir aus einem Protokoll der Stiepeler Gemeindevertretung des Jahres 1913 zitieren, als man auf Vorschlag der ebenfalls noch selbständigen Landgemeinde Querenburg gemeinsam über den Ausbau des Weges durch das Lottental debattierte. Dort heißt es: „ … er wird außerordentlich stark begangen von Bewohnern der Stadt Bochum, da er fern von Rauch und Staub romantisch gelegen ist.“ Einen chausseemäßigen Ausbau wollte man aber nicht, „ … da die Gefahr besteht, daß damit der Reiz des Tales beträchtlich einbüßt.“
Im Jahr 1927 erhält Heinrich Hüggenberg zusätzlich die Erlaubnis zum Bierausschank, im Jahr 1929 dann die Vollkonzession als Gastwirtschaft, dies allerdings erst nach einem fast einjährigen Rechtsstreit. Während die Gemeinde Querenburg den Antrag aus April 1928 mit Blick auf den starken Ausflugsverkehr befürwortete, legte die Polizeibehörde ihr Veto ein. Erst im März 1929 gab der Kreisausschuss des Landkreises Bochum den positiven Bescheid. Neben den Wochenendausflüglern, die in der Begründung als „wandernde Menschenmassen“ bezeichnet wurden, waren die rund 1.100 (!) Bergleute der nahe gelegenen Zeche Klosterbusch mit entscheidend, den Bedarf für eine vollwertige Gastwirtschaft anzuerkennen. Darüber hinaus wird eine weitere Zunahme des Verkehrs unterstellt, da der damalige Ruhrverband „ … in unmittelbarer Nähe der Besitzung des Klägers einen Stausee anlegen will“. Der heutige Kemnader See war also zu jener Zeit bereits in Planung, auch im ersten (Gesamt-)Bochumer Stadtplan des Jahres 1929 ist er bereits eingezeichnet.
Die Wirtschaft wurde ab 1927 zunächst in einem als Holzbauwerk errichteten Saal neben dem Wohnhaus betrieben. Im Jahr 1933 wurde das Wohnhaus um einen Anbau erweitert und die Gastwirtschaft aus dem „Holzsaal“ in das Wohnhaus verlegt. Der Außenbereich wurde weiter als Gartenwirtschaft und Tanzfläche genutzt, auch um zum Beispiel an Pfingsten Blasmusik-Konzerte abzuhalten. Nach dem 2. Weltkrieg wurden dann regelmäßig sogenannte Italienische Nächte mit Tanzmusik veranstaltet. Auch hat die katholische Gemeinde Querenburg die Räumlichkeiten nach dem Krieg für Gottesdienste genutzt.
Die Wirtschaft wurde in den ersten Jahren übrigens „Lottental Ausgang“ genannt. Damit war das Ende, d.h. der „Ausgang“ des Lottentals gemeint. Im Jahr 1940 ist Heinrich Hüggenberg junior verstorben, seine Witwe Emilie, geborene Berner, führte die Gastwirtschaft bis 1954 weiter. Danach ging der Besitz auf den Sohn Wilhelm Hüggenberg (*1905) über, welcher die Wirtschaft bis 1966 weiterführte. Wilhelm Hüggenberg hatte noch eine weitere gastronomische Beschäftigung: Parallel zur Gastwirtschaft betrieb er in den Jahren 1929 bis 1961 eine kleine Trinkhalle unmittelbar vor sowie die Kantine innerhalb der Zeche Klosterbusch. Zunächst als „Holzbude“ konstruiert, wurde die Trinkhalle im Jahr 1939 als massiv gemauertes Häuschen neu errichtet. Mit der Stilllegung der Zeche Klosterbusch im August 1961 endeten diese beiden Teile des gastronomischen Gewerbes. Haus Hüggenberg wurde als Ausflugslokal weiterbetrieben, ab 1966 hat in dritter Generation die Tochter Margarete (*1932) gemeinsam mit ihrem Ehemann Karl-Heinz Ruschinski (*1932) die Wirtschaft bis 1990 betrieben. In all den Jahren gab es mehrere Erweiterungen der Gasträume (1962) und Saals (1978). Nach 1990 wurde die Wirtschaft von unterschiedlichen Pächtern betrieben, bis das Gebäude schließlich im Jahr 2007 an den heutigen Betreiber (See Nami) verkauft wurde.
Markus Doering says
Hallo
Ich kann mich noch erinnern das gegenüber des jetzigen See Nami
Am Eingang zum Kemnader See eine Trinkhalle stand,wo ich als Kind mit meinem Vater war. Das muss so um 1965- 1970 gewesen sein.
Frage : Gibt es von dieser Trinkhalle mit gedrehten Holzsäulen zum Eingang der Klärteiche noch Fotos?
Danke für Ihre Rückmeldung
M. Doering