In unserem über Jahrhunderte durch Landwirtschaft und Bergbau geprägten Ortsteil ist vor etwas mehr als 100 Jahren -wenn man es so sehen will- der erste Industriebetrieb deutlich erweitert worden: die Ziegelei Munkenbeck. 1890 in Betrieb gegangen, wurde im März 1912 die geplante Erweiterung im Hattinger Anzeiger bekanntgemacht, Widerspruchsfrist inklusive. Dort heißt es: „Die Frau Witwe Georg Munkenbeck zu Stiepel beabsichtigt auf ihrem … Grundstücke … einen Ziegel-Ringofen anzulegen.“ Mit diesem Grundstück ist das Gelände des heutigen Sportplatzes an der Kemnader Straße gemeint, das zum Hof Munkenbeck gehörte.
Die Genehmigung wurde am 8. Mai 1912 erteilt. Mit demselben Datum wurde darüber hinaus die Anlegung eines feststehenden Dampfkessels genehmigt. Bestandteil der Anlage waren dann neben dem Ringofen und dem Dampfkessel zwei Schornsteine sowie ein großer Wasserteich.
Zunächst, d.h. ab 1890, handelte es sich vermutlich um eine sog. Feldbrandziegelei. Im Stiepeler Einwohnerverzeichnis aus dem Jahr 1891 werden rund 10 „Ziegelarbeiter“ genannt, die auch auf dem Gelände der Ziegelei gewohnt haben. Der Umstieg auf einen sog. Ringofen im Jahr 1912 bedeutete eine höhere Mechanisierung und effizientere Produktion.
Nach dem Tod der Witwe Munkenbeck kauft die Gemeinde Stiepel den Erben die Ziegelei im Jahr 1920 ab. In der Versammlung der Gemeindevertretung von 1. April 1920 wird protokolliert: „… beschließen wir heute den Ankauf der in unserer Gemeinde liegenden Munkenbeckschen Ziegelei zum Preis von 130.000 M. … durch die Produktion der Bausteine einerseits preisausgleichend und preisermäßigend zu wirken … und andererseits wird die Rentabilität durch den mit starker Wahrscheinlichkeit grossen Bedarf auf längere Zeit sichergestellt sein.“ Neben der eigentlichen Finanzverwaltung der Gemeinde gibt es in den Folgejahren eine separate „Ziegeleikasse“.
Nach der Eingemeindung Stiepels nach Bochum (1929) betrieb das Tiefbauamt der Stadt Bochum die Ziegelei. Das Rohmaterial wurde im Steinbruch gewonnen und je nach Beschaffenheit und Art der herzustellenden Produkte mit Sandstein und Lehm aufbereitet. Nach der Weltwirtschaftskrise wurde die Ziegelei in den Jahren 1930 und 1931 nur mit halber Produktion betrieben, im Jahr 1932 ruhte der Betrieb. Mit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs wurde ein Drittel der Belegschaft (von insgesamt rund 25 Personen) eingezogen. Solange es eben ging, wurde die Produktion aufrecht erhalten. Im Frühjahr 1941 konnte die Ziegelei aber nicht wieder in Betrieb gehen, sie wurde als “nicht kriegswichtig” stillgelegt. Beim schweren Luftangriff auf Stiepel am 13./14. Mai 1943 wurde sie so stark beschädigt, dass ein Wiederaufbau nicht machbar erschien. Die noch vorhandenen Maschinen wurde an andere Ziegeleien verkauft bzw. ein Rest verschrottet und die Gebäudereste Anfang der 1950er Jahre abgebrochen (Informationen aus den Verwaltungsberichten der Stadt Bochum 1928 – 1952).
Der Tonschieferbruch und der große Ziegeleiteich wurden mit Trümmern aus dem zerstörten Bochum zugeschüttet, der gesamte Bereich wurde planiert. Anfang der 1950er Jahre wurde auf dem Gelände der Stiepeler Sportplatz erstellt.
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