Die Geschichte des „Café Restaurant Höltermann“ beginnt eigentlich mit dem Familiennamen Hasenkamp, denn es war der Viehhändler Friedrich Wilhelm Hasenkamp (*1861), der das Haus an der heutigen Kemnader Straße 335 im Jahr 1886 errichtet hat. Dessen Witwe Helene, geborene Schulte Hoffstiepel (*1870), hat sich im Jahr 1900 neu verheiratet mit dem Bäckermeister und Gastwirt Wilhelm Julius Höltermann (*1878). Dieses Ehepaar Höltermann hat dann die Wirtschaft mit angeschlossener Bäckerei und Konditorei begründet. Im Jahr 1911 wurde das Haus um einen Anbau erweitert, der zur Vergrößerung des Gesellschaftszimmers und der Errichtung einer Veranda diente, welche einen Ausblick in Richtung Norden weit über die Stadt Bochum hinaus bot. Der zweite Sohn Arthur (*1902) hat nach Beendigung der Schulzeit zunächst einige Jahre im elterlichen Betrieb gearbeitet, von 1922 bis 1925 seine Lehrzeit als Bäcker und Konditor absolviert und später den Meisterbrief erworben. Seit dieser Zeit hat er wegen Krankheit des Vaters den Betrieb nahezu selbständig geführt und ihn im Jahr 1935 -im Alter von 33 Jahren- übernommen. Kurz vorher, im Jahr 1933, hatte er Elfriede, geborene Grünewald (*1910), geheiratet.
Das „Café Restaurant Höltermann“ warb auf seinen Postkarten mit dem Slogan „Altbekanntes Ausflugslokal mit schattigem Garten und Spielwiese“. Gebacken wurde überwiegend für den Eigenbedarf des Cafés und Ausflugslokals, nur der bekannte Stiepeler Bauernstuten wurde auch außer Haus verkauft. An Speisen gereicht wurde das seinerzeit übliche „Kaffee mit Zubrot“, dies waren verschiedene Brote mit Schinken und Wurst, die ebenfalls aus eigener Herstellung kamen. Arthur und Elfriede Höltermann haben die Gastwirtschaft bis zum Tode von Arthur im Jahr 1958 geführt, danach wurde sie bis zum Ende der 1960er Jahre verpachtet. Der Sohn Friedhelm Höltermann (*1941) hat die Gastwirtschaft nicht übernommen. Während der Zeit der Verpachtung ist er zunächst als Stewart zur See gefahren und hat danach seine Bundeswehrzeit absolviert. Er hat sich aber nach seiner Hochzeit im Jahr 1964 dazu entschieden, gemeinsam mit seiner Ehefrau Gisela ein Textil- und Gardinengeschäft zu eröffnen, welches von 1971 bis 1981 in den Wirtschaftsräumen und der Veranda betrieben wurde.
In der eher als Ausflugslokal konzipierten Gastwirtschaft wurde allerlei Unterhaltung geboten. Sonntags gab es im Gesellschaftszimmer Klavierkonzerte, in der Gartenwirtschaft spielte an schönen Sommertagen die Kapelle Teddy Stauber, die Abende hießen dann „Eine Nacht unter Sternen“ oder „Florentinische Nächte“. Auch viele Hochzeiten wurden von den Stiepelern bei Höltermann gefeiert. Und nicht zu vergessen die „Städter“ aus Bochum, die mit der Straßenbahn Linie 5 bis zur Stiepeler Endstelle fuhren, die genau vor Höltermanns Tür lag. Sehr zum Ärger von Arthur Höltermann hieß die Endhaltestelle aber bekanntermaßen „Haus Frische“. Daran änderte auch nichts, dass die Fahrer und Schaffner der Bogestra das Café als Pausen- und Frühstücksraum nutzen durften. Eine von der Bogestra vorgeschlagene Änderung in Frische-Höltermann kam für Arthur Höltermann aber nicht in Frage.
Das Haus beherbergte neben der Gastwirtschaft und einem Saal in der ersten Etage noch weitere Geschäftsräume. Von 1948 an führte ein Vetter von Arthur Höltermann eine Drogerie. Diese „Drogerie Helmut Höltermann“ wurde zuletzt verpachtet, aber bis 1973 unter diesem Namen weiterbetrieben. Und bevor Friseur Hasenkamp der Familie Höltermann auf der gegenüber liegenden Straßenseite ein Teil des Grundstücks abkaufte und ein eigenes Haus baute, war er Mieter bei Höltermanns. Die bekanntesten Mieter aber dürften Familie Leese gewesen sein, deren gleichnamiges Feinkost- und Gemüsegeschäft dort von 1955 an 42 Jahre lang geführt wurde. Gegründet wurde das Geschäft mit dem Handel von Obst und Gemüse von Johanna Leese, später übernahm es ihr Sohn Herbert Leese (*1943). Heute sind die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Hauses an ein Blumengeschäft, ein Reisebüro sowie ein Änderungsatelier vermietet.
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