Die genauen Anfänge der ehemaligen „Schenkwirtschaft Heinrich von Hagen“ lassen sich nicht exakt rekonstruieren. Fest steht, dass Heinrich von Hagen (*1877) im Jahr 1911 zusammen mit seiner Frau Hulda, geb. Diergardt (*1878) an der seinerzeitigen Hauptstraße 29a, heute Kemnader Straße 65, ein Wohn- und Geschäftshaus mit zwei Ladenlokalen errichtet hat. Genehmigt wurde der Bau durch die Gemeinde Stiepel im Juni 1911, in den Steuerakten ist notiert „ … benutzbar seit Oktober 1911“. Zunächst betrieb Heinrich von Hagen dort eine Kolonialwarenhandlung. In den Jahren bis 1919 erwirbt er dann die Konzession für den Betrieb einer Gastwirtschaft, aber zunächst nicht für sein eigenes Haus. Es ist vielmehr überliefert, dass Heinrich von Hagen die Konzession für die Wirtschaft „Zur steilen Höh“ an der heutigen Gräfin-Imma-Straße 12 erwarb. Er soll der letzte Konzessionsinhaber gewesen sein, bevor das Haus an den ersten in Stiepel niedergelassenen Arzt, Dr. Gerhard Gilbert, verkauft wurde Diese auf die Person des Gastwirts bezogene Konzession wurde dann benutzt, um in seinem Haus an der heutigen Kemnader Straße zusätzlich zum Lebensmittelgeschäft eine Gastwirtschaft zu eröffnen. Dies war der Beginn der „Schenkwirtschaft Heinrich von Hagen“.
Der Familienname „von Hagen“ findet sich auch in zwei Straßennamen wieder. Die heutige Sandfuhrstraße, die gegenüber der Krockhausstraße an der Kemnader Straße beginnt, war bis 1928 ein reiner Privatweg und wurde zunächst nach der dort ansässigen Familie „Hagenstraße“ benannt. Die Umbenennung in Sandfuhrstraße erfolgte im Zuge der Eingemeindung Stiepels nach Bochum im Jahr 1929. Heutzutage findet sich der Name in der im Jahr 2011 erstellten Straße Hagen-Hof-Weg wieder, die unmittelbar neben der ehemaligen Krockhaus-Villa von der Krockhausstraße abzweigt.
Das Haus von Heinrich von Hagen an der Kemnader Straße erhielt im Mai 1943 beim schwersten Luftangriff auf Stiepel einen Bombentreffer und wurde komplett zerstört. Dieses Schicksal ereilte übrigens zahlreiche Häuser entlang der Kemnader Straße, auch das unmittelbare rechte Nachbarhaus, das ebenfalls der Familie von Hagen gehörte.
Das Haus wurde nicht wieder aufgebaut, vielmehr hatten die von Hagens bereits vorher das unmittelbare linke Nachbarhaus von Familie Waskönig erworben, heute Kemnader Straße 59. Dort wurde unmittelbar nach Kriegsende die neue Wirtschaft eröffnet und vom Sohn Walter von Hagen (*1907) und seiner Frau Albertine, geb. Rumberg (*1914) bis zum Ende der 1960er Jahre betrieben. Nach einer kurzen Verpachtung wurde die Wirtschaft Anfang der 1970er Jahre geschlossen, die Räumlichkeiten wurden in eine Wohnung umgewandelt. Die Tochter Marianne, verheiratete Klein, (*1939) hat zwar immer im elterlichen Betrieb mitgearbeitet, die Wirtschaft aber nicht fortgeführt. Im Jahr 1968 hat sie ein Blumengeschäft im Haus eröffnet, welches noch heute unter dem Namen „Blumen Klein“ (Inhaber M. Wabbels) weitergeführt wird.
Witfeld says
Toll das sowas wie den Heimatverein gibt! Habe noch viele Erinnerungen an diese Stiepel Ureinwohner