„Op dä Höchte“, auf der Höhe in Stiepel gab es mit Haus Frische und der Wirtschaft Rumberg gleich zwei Stiepeler gesellschaftliche Zentren in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Wirtschaft von Ludwig Rumberg (*1857) und seiner Ehefrau Alwine, geborene Frische (*1858), erbaut um 1890 an der Ecke Kemnader-/Surkenstraße, war insbesondere aufgrund des großen Saales eine Art Veranstaltungszentrum und ein Stiepeler Mittelpunkt. Zu dem im Jahr 1896 angebauten Saal gehörte eine Bühne, so dass die in der Wirtschaft beheimateten Vereine viele Feste, Aufführungen oder Bälle veranstalteten. Aber auch für das damalige Stiepel eher ungewöhnliche Veranstaltungen, wie zum Beispiel ein Auftritt des „Hofzauberkünstler Kleppini“, wurden von den Rumbergs organisiert. Immerhin war der Saal mit 600 Stühlen ausgestattet. Nach dem Tode von Ludwig Rumberg im Jahr 1909 führte zunächst seine Witwe den Betrieb einige Jahre weiter, dann übernahm eines der fünf Kinder, der Sohn Emil Rumberg (*1892) zusammen mit seiner Ehefrau Gertrud, geborene Vorkötter (*1897) die Gastwirtschaft. Ab 1919 stritt Emil Rumberg gerne mit der Gemeinde Stiepel, wenn es um die Höhe der von ihm zu zahlenden sogenannten Lustbarkeitssteuer für Filmvorführungen ging. Einem Protokoll der Stiepeler Gemeindevertretung können wir entnehmen, dass er ab dem 1.4.1919 ein „ … Kinotheater eingerichtet hat, welches er an jedem Sonntag in Betrieb zu setzen beabsichtigt.“ Somit war im Rumberg’schen Saal das erste Stiepeler Kino untergebracht, lange vor dem im Saal von Haus Frische beheimateten „Alhambra“. Vermutlich betrieb Emil Rumberg auch die erste öffentliche Tankstelle in Stiepel, es existiert zumindest ein Foto aus dem Jahr 1936 mit einer Zapfsäule vor dem Haus unmittelbar an der Kemnader Straße.
Emil und Gertrud Rumberg führten die Gastwirtschaft bis zu Emils Tod im Jahr 1955. Dann wurde der Betrieb von der dritten Rumberg-Generation fortgesetzt, und zwar von der Tochter Margarete (*1923), verheiratet mit Günter Wieg (*1924). Sein vor dem Einsatz im 2. Weltkrieg begonnenes Kunststudium setzte er nach Kriegsende nicht fort. Vielmehr musste er sein Geld zunächst auf der Zeche Constantin verdienen, ab 1955 stieg er als Wirt mit in den Betrieb ein. Im Haus war auch eine der Stiepeler Poststellen untergebracht, die bereits in den 1940er Jahren von Margarete betrieben wurde. Unter dem Saal, mit Eingang von der Surkenstraße, befand sich übrigens ein Haushaltswarengeschäft, das die älteren Stiepeler noch mit dem Namen Kestermann verbinden.
Zum Grundstück gehörte eine Obstwiese auf der gegenüber liegenden Seite der Kemnader Straße / Ecke Steilstraße, diese wurde auch als Gartenwirtschaft genutzt. Im Jahr 1959 erwarb die Sparkasse Bochum das Grundstück und errichtete dort eine Zweigstelle für den Ortsteil Stiepel. Eingeplant wurde auch ein Geschäftslokal, in dem die Eheleute Wieg das erste Stiepeler Lottogeschäft betrieben sowie Tabakwaren und Zeitschriften verkauften. Bis 1964 betrieb das Ehepaar Wieg die Wirtschaft und das Tabakwaren-/Lottogeschäft parallel, dann wurde die Wirtschaft an die Schlegel-Brauerei verpachtet, die bis Ende der 1970er Jahre den Betrieb an unterschiedliche Wirte vergab. Die Wiegs konzentrierten sich fortan auf den Betrieb ihres Geschäftes. Im Jahr 1981 setzten sie sich zur Ruhe und übergaben es an die langjährige Angestellte Brigitte Stracke.
Das Haus Rumberg erfuhr 1979/80 einen grundlegenden Umbau, nachdem der Betrieb der Gastwirtschaft eingestellt wurde. Der alte (Holz-)Saal wurde abgerissen und für die Vermietung als Supermarkt in Betonbauweise neu errichtet, seinerzeit an Coop als erster Mieter. Das eigentliche Haus wurde kernsaniert, in der ersten Etage ließ sich der Zahnarzt Lehmann nieder, in das Dachgeschoss zog der bekannte Bochumer Architekt Karl-Friedrich Gehse ein, welcher den Umbau auch geplant hatte. Die beschriebene Neueröffnung des Geschäftshauses erfolgte im Dezember 1980.
Detlev Hellermann says
Anfang der 70. war im Saal mal eine “Disko” untergebracht.
Der Zulauf war, nach meinen Erinnerungen, gut.
Zum Tanzvergnügen brauchten wir nicht in die Stadt.