Viele der alten Stiepeler Wirtschaften wurden gegründet in den 1870er Jahren in einer Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich und der Gründung des Deutschen Reiches. Nur wenige gab es vor dieser Zeit, so wie die hier vorgestellte „Gast- und Schankwirtschat Eickmeier“. Wahrscheinlich wurde sie bereits vor 1860 an der heutigen Adresse Hülsbergstraße 68 von Friedrich Eickmeier und seiner Frau Louisa errichtet. Das Haus selber existiert heute nicht mehr, es gibt aber aus einem späteren Konzessionsantrag die gezeigte Skizze.
Im Jahr 1895 übernimmt der Sohn Friedrich Wilhelm Eickmeier (*1861) die Gastwirtschaft offiziell, aus dessen umfangreichen Konzessionsantrag geht viel über sein Leben und seine Visionen einer zukünftigen Gebäudenutzung hervor. So erfahren wir, dass er, bedingt durch eine schwere Krankheit des Vaters, ab seinem 13. Lebensjahr den Betrieb der Wirtschaft zunächst zusammen mit seiner Mutter, später dann alleine stemmen musste. Die Konzession wird letztendlich im Jahr 1895 nach einigen Auseinandersetzungen mit dem Kreis Hattingen auf ihn übertragen. Die Konzession für das erste (alte) Haus sollte zunächst nicht verlängert werden, dann entschloss er sich im Jahr 1895 zum Neubau eines Geschäftshauses auf dem vorhandenen Grundstück, heute die Adresse Hülsbergstraße 66. Das neue Haus, so beschreibt es Friedrich Wilhelm Eickmeier in seinem Konzessionsantrag, ist ein Geschäftshaus, das den gesundheitlichen und polizeilichen Anforderungen entspricht und sich „ … mit jedem Geschäftshause des Kreises Hattingen messen kann.“ Für das damals von Landwirtschaft und Bergbau geprägte Stiepel war es tatsächlich ein außergewöhnliches Haus. Es sollte nicht nur eine sogenannte Schankwirtschaft sein, sondern bot, neben einem Ladenlokal, im Obergeschoss drei „Logiszimmer“, gedacht für die Übernachtung von durchreisenden Geschäftsleuten und erholungsbedürftigen Städtern aus Bochum.
Die in unmittelbarer Nähe vorbeiführende, 1892 fertiggestellte „Chaussee von Weitmar nach Steinenhaus“, die heutige Kemnader Straße, sollte das Publikum heranleiten. Seine Vision war, mit einer solchen Schank- und Gastwirtschaft Stiepel zu einem Ausflugsort zu machen „ … für solche Menschen denen es nicht möglich ist immer reine Gebirgsluft zu atmen.“ Er führt weiter aus: „Mit Sommerlokalen ist zwar das Kohlenrevier reichlich genug versehen aber die meisten liegen so zwischen Fabriken und Zechen, daß von gesunden Anlagen nicht die Rede sein kann.“ Friedrich Wilhelm Eickmeier ließ einen Teil des Grundstücks als Ziergarten anlegen, was auf einer kurz nach 1900 erstellten Karte deutlich zu erkennen ist. Um dies zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, dass das Bild der damaligen Industriestadt Bochum dominiert wurde vom Ruß und Rauch von Berg- und Stahlwerken, Kokereien, usw. Die an der Ruhr gelegene damalige Landgemeinde Stiepel diente den Bochumern unter diesem Aspekt als Naherholungsgebiet.
Die neu errichtete Wirtschaft bestand unter dem Namen Eickmeier nur wenige Jahre. Näheres ist heute nicht mehr bekannt, Tatsache ist aber, dass kurz nach 1900 der Eigentümer wechselte. Fortan war Johann Hohensee der neue Wirt. Aus dieser Zeit stammt das einzige bekannte historische Foto des Hauses mit der versammelten Familie Hohensee. Johann Hohensee starb im Jahr 1918, über die Fortführung der Gastwirtschaft und des Lebensmittelladens ist nichts bekannt.