Die Gastwirtschaft „Königshof“ an der Haarstraße, die Anfang 1995 geschlossen wurde, war vielen eher unter dem Namen der Eigentümer Gathmann geläufig. Der ursprüngliche, spätestens seit dem 17. Jahrhundert nachweisbare Hof- und Familienname war aber König. Nach der Heirat der letzten weiblichen Hoferbin Anna Catharina König (*1783) mit Conrad Heinrich Große-Munkenbeck (*1777) ist „König“ zwar als Familienname verschwunden, er lebt aber insbesondere in der Straßenbezeichnung „Im Königsbusch“ weiter. Im Zuge der sogenannten Markenteilung des Jahres 1786 wurde der ehemals gemeinschaftlich genutzte Stiepeler Wald einzelnen Höfen zugeordnet. So erhielt beispielsweise der benachbarte Hof Haarmann einen Teil des Waldes, der „Haarmanns Busch“ genannt wurde. Der Hof König erhielt einen Teil, der entsprechend „Königs Busch“ war. Bis zur Einführung der Straßennamen in Stiepel im Jahr 1909 hat der alte Hofname König offensichtlich überlebt, denn die damaligen Gemeindeväter hatten für den Weg von der Haarstraße hinunter zur Straße Im Haarmannsbusch den Namen „Königstraße“ vergeben. Im Zuge der Eingemeindung nach Bochum im Jahr 1929 wurde der Name geändert in „Im Königsbusch“. Das oben genannte Ehepaar König/Munkenbeck hat den Hof nur kurz selber betrieben, er wurde etliche Jahre verpachtet und schließlich verkauft. So gelangte der Hof im Jahr 1840 in den Besitz des aus Stiepel Dorf stammenden Bergschmieds Johann Friedrich Gathmann (*1811) und seiner Ehefrau Maria Catharina (*1816).
Die relativ kleine Landwirtschaft war nur ein Nebenerwerb, hauptsächlich betrieb dieser erste Gathmann auf seinem Hof eine Schmiede. Diese war über die Generationen hinweg auch immer der Haupterwerb. In der zweiten Generation wurde die Schmiede deutlich erweitert. Friedrich Gathmann (*1837) hat in Aachen Maschinenbau studiert und im Jahr 1865 an der Haarstraße seine „Fabrik und Lager landwirthschaftlicher Maschinen“ gegründet. Es wurden zum Beispiel Pflüge, Eggen und Jauchepumpen hergestellt. Nach einem Brand der Hofgebäude im Jahr 1860 wurde das Wohnhaus 1867 wieder aufgebaut. Als drittes Standbein hat Friedrich Gathmann in diesem Jahr eine kleine Gastwirtschaft gegründet. Im Erdgeschoss des neuen Wohnhauses wurden zwei Zimmer als Gasträume genutzt, im Obergeschoss war, wie in vielen Gastwirtschaften zu jener Zeit, ein kleiner Saal. Für die Benennung der Gastwirtschaft wurde der ursprüngliche und historische Hofname herangezogen: Königshof.
Dessen Sohn Gustav Friedrich Gathmann (*1865) hat den Betrieb im Jahr 1898 übernommen, dessen Konzession für den Betrieb einer Schankwirtschaft datiert auf den 7. März dieses Jahres. Seine Ehefrau Emma geb. Best (*1872) hat eine Gartenwirtschaft anlegen lassen, die bis zum Beginn des 2. Weltkriegs an den Sonntagen im Sommer gut besucht war. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie bis in die 1950er Jahre nur genutzt, wenn an der Katholischen Kirche (heute das Kloster am Varenholt) die Eichsfelder-Wallfahrt stattfand. Dann verteilten sich regelrechte Massen an Pilgern auf die umliegenden Gastwirtschaften.
Im Jahr 1930 wurde der Betrieb an die nächste Generation weitergegeben: Gustav Gathmann (*1901) hat neben der Schmiede noch etwas Land- und die Gastwirtschaft betrieben. Zur Landwirtschaft gehörten Kühe und Schweine sowie ein Pferd, das zum Transport der Schmiede-Produkte benötigt wurde. Auch war er nicht nur Schmied, sondern hat sich zusätzlich zum Feinmechaniker ausbilden lassen und Verkauf und Reparatur von Naumann-Nähmaschinen (Dresden) angeboten. Dieses Zusatzgeschäft war eine ausgesprochene Winterarbeit, wenn es in der landwirtschaftlich orientierten Schmiede ruhiger zuging. Nach dem Tod von Gustav Gathmann im Jahr 1959 wurde die Landwirtschaft aufgegeben, der Sohn, der wiederum Gustav (*1929) hieß, hat sich auf die Schmiede und die Gastwirtschaft konzentriert. Nach der Hochzeit 1964 mit Ilse, geb. Rost wurde die Gastwirtschaft im Jahr 1967 umgebaut und erweitert. Erst nach diesem Umbau wurde aus der Gastwirtschaft ein „richtiges“ Restaurant.
Gustav Gathmann hat dann noch zehn Jahre lang beide beruflichen Standbeine gehabt, bis die Schmiede im Jahr 1977 verpachtet wurde und er sich ganz auf die Arbeit als Koch konzentrierte. Seine Frau Ilse war für die Theke zuständig. Nach dem Tod von Gustav Gathmann Ende 1993 wurde der Betrieb der Gastwirtschaft in der Folge eingestellt. Nach dem Auslaufen des Pachtvertrages für die Schmiede wird diese seit 2005 vom Sohn Gisbert (*1971) als „Werkstatt und Vertrieb von Kommunal-, Forst- und Gartentechnik“ betrieben.