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Stiepeler Verein für Heimatforschung e.V.

Der Stiepeler Verein für Heimatforschung in Bochum beschäftigt sich mit der plattdeuschen Sprache, mit der Geschichte von Stiepel, Personen & Straßen.

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Wilhelm Hensing

Carl Friedrich Erbstollen

21. Oktober 2018 von Wilhelm Hensing Leave a Comment

Carl Friedrich Erbstollen

1825 – 1929

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Carl- Friedrich*s Erbstolln

Im Jahre 1825 wurden die drei Stollenbetriebe

  1. St. Georgen-Erbstollen Anteil 35 %  (1773 erste Auffahrung (170 m) mit  konsolidierten Berechtsamen  von St. Georgen Oberstollen, Theodor und Haarmannsbank)
  2. Sternberg Anteil 60 %
  3. Haarmannsbanck Anteil 5 %

unter dem Namen Carl-Friedrich’s Erbstolln konsolidiert (in der Folge CFE genannt).
Die Hauptgewerken waren dabei die Blankensteiner Kaufmannsfamilie Gethmann, deren Anteil am consolidierten Werk 42 Anteile betrug und mit 11 Anteilen der Leutnant Ludwig von Elverfeldt.
Die restlichen 28 Gewerken hielten in der überwiegenden Mehrheit nicht viel mehr als 1 Anteil, sahen aber in der Zusammenlegung der schon über Jahre ausgebeuteten oder schon länger stillliegenden Stollenbetriebe bessere Gewinnchancen als bei weiterem Solobetrieb, der weitere Investitionen erfordert hätte, um rentabel fördern zu können und waren folglich in der überwiegenden Mehrheit ebenfalls an einer schnellen Konsolidation interessiert..
Als Stammsitz der Familie Elverfeldt gilt Haus Herbede, auf dem sie ab 1311 als Burgmannen verzeichnet sind. Ein Familienzweig lebte auf dem am unteren Ölbach liegenden Blumenauhof, der im 16. Jhdt. Rittersitz der Freiherrn von Elverfeldt zu Blumenau war.
Die Familie von Elverfeldt wie auch die Familie Gethmann nutzten den seit Anfang 19. Jhdt . mit der aufblühenden Industrialisierung verstärkt auftretenden Kohlebedarf für ihre geschäftlichen Aktivitäten und investierten in den Bergbau. Sie hielten an mehreren Bergbaubetrieben auf Stiepeler Gebiet und den angrenzenden Ortschaften Anteile,
Die Familie Gethmann trat dabei sowohl in der Funktion als Gewerken, als Händler, Unternehmer (Tuchweber. Reeder, Bootseigner) wie auch als Politiker auf.
Carl Friedrich Gethmann, Enkel des ersten Repräsentanten der Gewerkschaft CFE, Carl- Wilhelm Gethmann, hatte sich auf allen Feldern besonders hervorgetan, wurde im Jahre 1842 vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm II. angesichts seiner Verdienste zum Königlich Preußischen Commerzienrat ernannt und erhielt den Roten Adlerorden, mit dem eigentlich die Erhebung in den erblichen Adelsstand verbunden war ( die er jedoch ablehnte), verliehen.
Angesichts des Anteils, den die Familie Gethmann an der neuen Gewerkschaft CFE hielt, liegt die Annahme nicht fern, das sich die Namensgebung durch Carl-Wilhelm Gethmann auf seinen Enkel bezog, wenngleich in der Familienchronik der Gethmanns ausdrücklich darauf hingewiesen wird, das hierfür in den noch vorhandenen Unterlagen kein direkter Hinweis zu finden ist.
Direkt nach der Konsolidation wurde zunächst die Auffahrung des Stollens Haarmannsbanck in Angriff genommen, der Stollen selbst umbenannt auf den Namen Carl- Friedrichs Oberstollen und in der Folge nach Osten hin aufgefahren, um von ihm 3 Querschläge in nördlicher Richtung zu treiben und damit die Flöze in Rombergs Siepen abbauen zu können.
Die gewonnene Kohle wurde über eine 1827 angelegte Pferdeschleppbahn, zum damaligen Zeitpunkt „englischer Förderweg“ genannt und eine der ältesten Pferdebahnen im Revier, zur in der zweiten Hälfte des 18. Jhdts. angelegten Niederlage an der Kost befördert. Sie wurde auf der Strecke geführt, die von den schon 1784 im Rombergs Siepen und Rauterdeller Siepen liegenden Zechen Preußisch Szepter Haarmannsbanck, Sternberg, Krockhausbank und Treue gemeinsam errichtet wurde. Die hölzernen Schienen wurden dabei durch eiserne ersetzt. Diese wurden 1787 das erste Mal nach englischem Vorbild im Rauendahl von den Zechen St. Matthias Erbstollen und Johann Friedrich zur Kohlenniederlage eingesetzt und gelten damit als älteste kontinentaleuropäische „Eisenbahn“.
Die Geschichte der frühen Schiebewege und den zeitlich sich anschließenden Pferdeschleppbahnen zu den Kohlenniederlagen ausgehend von den in den Seitentälern und an den Ruhrhängen gelegenen Stollenbetrieben ist ein eigenes Thema, das eng mit dem Bau der Schleusen als technische Grundlage der Schiffbarmachung der Ruhr zusammenhängt. Ihr Vorgänger war der etwas kurzlebige Gahlensche Kohlenweg. Ausgehend von den beiden Stollenbetrieben Preußisch Szepter (Königlicher Kohleberg) und Friedrich (Müsers Kohlberg) 1767 eröffnet war er durchgängig mit hohen Kosten für Betrieb und Instandhaltung belastet und verlor mit Einführung der Ruhrschifffahrt und der Öffnung der letzten Ruhrschleuse transportkostenbedingt seine ohnehin rasch schwächer werdende Bedeutung. 1780 verstarb der Gahlensche Kohlenweg dann auch „völlig verarmt und ohne Hoffnung auf ein besseres Dasein im zarten Jünglingsalter von bloß 17 Jahren“.
Bis 1848 erfolgte der Absatz der im Rauendahl und angrenzenden Tälern geförderten Kohle dann bis auf vernachlässigbare Mengen ausschließlich im Ruhrdebit, wobei das Hauptabsatzgebiet Holland war.
Im Jahre 1852 waren die Flöze auf dem Carl – Friedrich Oberstollenniveau größtenteils abgebaut and man errichtete am nördlichen Ende des Rauterdeller Siepens, nach der Zeche Friedrich auch Friedrichstal genannt, im Rombergs Siepen gelegen einen Maschinenschacht, der 47m bis zur St. Matthias Erbstollensohle abgeteuft wurde. Parallel zur Abteufung wurde eine zweispurige Verbindung zur vorhandenen Pferdeschleppbahn errichtet. Von Maschinenschacht sprach man, weil zur Förderung ein Dampfgöpel als technische Weiterentwicklung des früher gebräuchlichen Hand- oder Pferdegöpels eingesetzt wurde.
Nahezu parallel zum Abbau im nördlichen Teil der Berechtsamen (Rombergs Siepen) begann man 1827 mit der Auffahrung im Bereich des alten St. Georgen Erbstollens nahe der heutigen Koster Brücke auf dem Grund des Schulte Umberg Hofes. Beide Abbaubereiche waren durch die Felder der 1872 zu Brockhauser Tiefbau konsolidierten Zeche getrennt. Nachdem die noch geförderten Kohlen nicht mehr den erforderlichen Profit einbrachten, kaufte die Henrichshütte Union / AG für Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie 1882 den Gewerken Brockhauser Tiefbau dann für 300.000 M ab und schaffte somit eine Verbindung beider Abbaubereiche. Bei der Konsolidation von Sternberg, Skt. Georgen Erbstollen und Haarmannsbanck gelangte Gethmann auch in den Besitz der Erbstollengerechtigkeit und gab dem neu aufgefahrenen Stollen den Namen, den auch die spätere Tiefbauzeche trug, Carl-Friedrichs Erbstollen. Der Bereich, zu dem ab 1836 auch das Feld CFE Fl. Skt. Georg Nr. IV gehörte, lieferte indes nicht annähernd die Fördermengen, die im Bereich des Rombergs Siepen erreicht wurden.
1852 waren aber auch hier die Flöze auf der CFE Oberstollensohle nahezu abgebaut, so dass man sich zum Anlegen eines Maschinenschachtes im Bereich des Rombergs und Rauterdeller Siepens entschloss. Seine Bezeichnung Maschinenschacht erhielt er, weil er als Förderantrieb einen Dampfgöpel erhielt. Der Schacht wurde 47 m bis auf die Sct. Matthias Erbstollensohle abgeteuft und ging 1854, dem Jahr, In dem die Henrichshütte auf Hattinger Ruhrseite gegründet wurde, in Betrieb.
Die Henrichshütte war für lange Zeit Hauptabnehmer der auf Carl Friedrich Erbstollen geförderten Kohlen.

Tiefbauschacht 1
Schon 1862 wurde an der heutigen Kemnader Straße der Tiefbauschacht 1 abgeteuft.
Seine Endteufe betrug 527 m und seine Schachtscheibe hatte einen Durchmesser von 6,70 m.
3 Jahre nach Beginn der Teufe,1865, begann die Förderung.
Der Absatz der Kohle erfolgte zunächst mit Hilfe eines Dampfhaspels, der die Kohlen bergab durch den Rombergs Siepen in Richtung Maschineschacht beförderte um dort von Pferden zunächst bis zur 1779 errichteten Kohlenniederlage an der Kost, später auch häufig CFE Kohlenniederlage genannt, und nach Bau der Koster Brücke auch über die Ruhr auf das Hüttengelände transportiert zu werden. Die Pferdeschleppbahn zu Ruhr selbst war schon im Jahre 1827 eingerichtet worden. 1854 wurde zunächst eine Lastenfähre, deren Betrieb sich mit Bau der ersten hölzernen Brücke im Jahre 1855 erübrigte, zur Querung der Ruhr eingesetzt.

Die Pferde selbst wurden ab 1872 durch Dampflokomotiven, die wiederum mit Anbindung der Zeche an die Bergisch-Märkische-Bahnlinie obsolet waren, ersetzt. 1895 erfolgte dann die Stilllegung sowohl der Dampfhaspels wie auch die Bahnstrecke. Die auf der östlich der heutigen Königsallee gelegene Zeche war ebenfalls mit dem  auf dem Gelände von CFE entstandenen Bahnhof verbunden.
Bis 1924 wurde Schacht 1 als Förder- und Wettereinziehschacht genutzt. Danach diente er hauptsächlich als Wetterausziehschacht und als Schacht zur Befahrung des Grubengebäudes zu Reparaturzwecken genutzt. Die Förderung im Feld von CFE erfolgte ab 1924 ausschließlich über die Schachtanlagen von Prinz Regent.

Tiefbauschacht 2
Den steigenden Anforderungen folgend wurde ab 1884 auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein zweiter Tiefbauschacht abgeteuft, der später auf der 5.Sohle in 527 m Tiefe und auf der 7.Sohle in 664 m Tiefe mit der Schachtanlage Prinz Regent verbunden war.

Die Kokerei
Auf dem Zechengelände beginnt 1882 in zunächst 40 Koksöfen die Verkokung der Kohle.
Aber die unzureichende Transportinfrastruktur (fehlender Eisenbahnanschluss) verhindert den rationellen Transport der Kohle und die Erschließung eines größeren Absatzmarktes. Hinzu kam eine Ertragsschwäche die eine Folge der niedrigen erzielbaren Preise war.
Hier ergab sich bald eine Verbesserung der Situation. Die 1879 begonnenen Verhandlungen hinsichtlich Eisenbahnanschluss an den Bahnhof Weitmar (Bergisch-Märkische Eisenbahnlinie) wurden 1881 erfolgreich abgeschlossen und die Anbindung an das Eisenbahnnetz wird im Jahre 1884 fertiggestellt.
Damit gab es auch eine direkte Bahnanbindung an den ursprünglichen Hauptabnehmer Henrichshütte, die bereits 1869 an die Bergisch Märkische Eisenbahnlinie angeschlossen wurde.
In der Folge werden erhebliche Investitionen wie Dampfkesselanlage, E-Zentrale und Erweiterung der Verkokungskapazität getätigt. CFE wird an das Ringnetz der Zeche Prinz Regent angebunden.
1915 wird die Verkokung zunächst für 3 Jahre eingestellt um dann 1918 noch einmal kurzzeitig in Betrieb genommen und dann 1919 endgültig stillgelegt zu werden. Die Qualität der geförderten Kohle ließ keine Verkokung mehr zu.

Die Ammoniakfabrik

Mit Errichtung und Betrieb der Kokerei fielen bei dem Verkokungsprozess auch Nebenprodukte wie Benzol, Ammoniumnitrat und Steinkohlenteer an, die allerdings erst um die Jahrhundertwendeindustriell verarbeitet werden konnten und vorher eher als Abfall anzusehen waren und dementsprechend der Entsorgung zugeführt wurden.
Auf CFE entstand daher die Ammoniakfabrik, in der der anfallende Ammoniak zu Ammoniumnitrat, einem beliebten Stickstoffdünger für die Landwirtschaft verarbeitet.
Der  Lageplan aus dem Jahre 1910 zeigt die Position der Produktions- und Lageranlage.
Alteingesessenen ist das noch erhaltene, heute zu Wohnzwecken genutzte, an der Straße „ Am Erbstollen“ stehende Gebäude als Salzlager bekannt. Verschiedentlich wird es auch fälschlicher Weise als Maschinenhaus bezeichnet.

Die Brikettfabrik
Dank des ebenfalls beim Verkokungsprozess anfallenden Steinkohlenteers konnte Steinkohlenpech erzeugt werden. Steinkohlenpech wurde als Bindemittel bei der Herstellung von Briketts benötigt.
Versuche, Briketts im Druckverfahren die erforderliche Haltbarkeit nur durch Pressen unter Hochdruck zu verleihen, hatten nicht zum Erfolg geführt. Getrockneter Steinkohlenteer wurde deshalb zu Steinkohlenpech verarbeitet und gemahlen. Die gemahlenen Substanz bewirkte in der mit feinkörniger Kohle vermischten und in die gewünschten Formen gefüllten Mischung unter Druck die gewünschte Festigkeit, ohne zu zerfallen.
Briketts wurden zur damaligen Zeit in unterschiedlichen Formen und Gewichten produziert.
Auf CFE wurde eine Presse mit 5kg Formen eingesetzt.

1904 Mitglied des Rheinisch Westfälischen Kohlen-Syndikates (RWKS)

1904 trat die Gewerkschaft CFE vergleichsweise spät dem 1893 gegründeten RWKS bei, das Planungs- und Vertriebsfunktion vereinigte. Es legte die Jährlichen Fördermengen der Mitgliedszechen und die Preise fest.
Die erlaubten Fördermengen enthielten dabei nicht die Mengen für den Eigenverbrauch. So entstanden in der Folge die sogenannten Hüttenzechen, die mit den zum Stahlwerk gehörigen Zechenbetrieb die Fördermengenbegrenzung und die Preisfestsetzung umgehen konnten. Die Regelung führte zu einem beschleunigten Sterben der kleineren Mitgliedszechen, da sie von den größeren u.a. wegen der zugeteilten Fördermengen aufgekauft und anschließend abgewickelt wurden. Einer der größten Profiteure dürfte dabei Thyssen als späterer Eigner der Henrichshütte gewesen sein.

Seilriss 1917

Am 26. April 1917 riss während der Seilfahrt zur Frühschicht das Förderseil im Hauptschacht und der Förderkorb stürzte mit 41 Bergleuten besetzt 400m in die Tiefe.
24 Knappen wurden auf dem Evangelischen Friedhof an der Brockhauser Straße
11 Knappen auf dem Evangelischen Friedhof an der Blumenfeldstraße in Weitmar
6 weitere, darunter der Steiger Wickern wurden im übrigen Stadtgebiet und 1 Bergmann in einer Familiengruft beerdigt.
Zur Beisetzung der Toten wurden vor dem Zechentor zwei Trauerzüge, die vermutlich die größten Trauerzüge waren, die Stiepel jemals gesehen hat, gebildet. Der eine führte anschließend zum Friedhof in Weitmar und der andere zum Friedhof ins Dorf.

Das schleichende Ende

1924 wird der Betrieb zunächst eingestellt und CFE von Prinz Regent übernommen.
1925 erfolgt die Wiederaufnahme der Förderung und sowohl auf der 7. Sohle wie auf der Sumpfstrecke erfolgt der Durchschlag und somit die Verbindung zum Grubengebäude der Zeche Prinz Regent. 1929, mit Eingemeindung Stiepels nach Bochum, erfolgt dann nachdem schon 1925 die zweitgrößte Stiepeler Zeche Vereinigte Gibraltar Erbstollen ihren Betrieb eingestellt hatte, die endgültige Stilllegung des wichtigsten verbliebenen Steuerzahlers der Gemeinde.
1930 begann man zunächst mit dem Abbau der Tagesanlagen um 1934 endgültig den Deckel drauf zu machen indem die beiden Schächte außer Funktion genommen und mit Schachtdeckeln verschlossen werden

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Küper Kaeseberg

21. August 2018 von Wilhelm Hensing Leave a Comment

Kueper-Kaeseberg

Kueper-Kaeseberg

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Vereinigte Gibraltar Erbstollen

21. August 2018 von Wilhelm Hensing Leave a Comment

Vereinigte Gibraltar Erbstollen

Vereinigte Gibraltar Erbstollen

 

 

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Kleinzeche Haunert

26. Februar 2018 von Wilhelm Hensing Leave a Comment

 

Haunert

Haunert

Der Betrieb der  Mitte des 20.Jahrhunderts neu gegründeten  Kleinzeche Haunert war gewissermaßen eine Renaissance und ließ die Erinnerung an de  200 Jahre alten  Stollenbergbaues   im Friedrichstal wieder aufleben.

In den Anfängen des Kohlebergbaus unserer Gegend wurde die Kohle hauptsächlich in sogenannten Pingen d.h. von der Oberfläche her gegrabenen Kuhlen abgebaut. Anzeiger für ein Kohlevorkommen waren dabei nicht selten dunkle Maulwurfshaufen, die die zur Oberfläche weicher werdende Kohle anzeigten. Aber auch beim Ackerbau stieß man auf die an der Oberfläche ausbeißenden Flöze und konnte dann die Kohle leicht bis zu einer geringen Tiefe durch Abgraben abbauen. Hier war der Begriff Kohlen graben noch richtig. Der Abbau wurde dann in der Regel aufgegeben, wenn die Grube mit Wasser vollgelaufen war und das erforderlich werdende Wasserschöpfen nicht mehr lohnte.
Nicht selten fand sich in der Nähe die nächste günstige Gelegenheit, Kohle ohne größeren Einsatz von technischen Hilfsmitteln abzugraben.
Schwengelpumpen zur Entwässerung sind dabei wohl eher selten zum Einsatz gekommen.

Im Stiepeler Raum kommen die oberflächennäheren Flöze hauptsächlich in steiler oder halbsteiler Lagerung vor. Da Stiepels Landschaft durch relativ viele Täler und Abhänge geprägt ist, ging man spätestens im 17. Jhdt. zum Stollenbergbau über. Dieser hatte den Vorteil, dass der Zugang zur Kohle von der Hangseite her erfolgen konnte, die anstehende Kohle dann  bei leicht ansteigendem Gefälle der Stollensohle dem Flöz folgend abgebaut werden konnte und das anstehende Wasser dabei leicht über die Stollensohle abfloss. Diese Eigenschaft machten sich dann auch die Erbstollen zu nutze, deren hauptsächlicher Zweck die Aufnahme von Grubenwasser  und teilweise auch die Bewetterung höhergelegener Grubenbauten war.
Mit dieser Methode konnte aber nur Kohle abgebaut werden, die oberhalb der Stollensohle und des Stollenmundloches lagerte, so dass viele Stollen nach relativ kurzer Zeit mangels förderwürdiger und erreichbarer Kohle den Betrieb einstellen mussten.
Die Einführung der Dampfmaschine und der mit Dampfkraft betriebenen Pumpen erlaubte das Durchstoßen der Mergelschicht und die industrielle Kohlegewinnung im Tiefbauverfahren, die gleichzeitig den Anfang der Mitte des 19.Jhdts. einsetzenden rasanten Entwicklung des Ruhrgebietes zu der für Deutschland bis in die 50er Jahre wichtigsten Industrieregion bedeutete. Die Industrieregion des Rhein-/ Maingebietes erlangte ihre  Bedeutung erst zu einem späteren Zeitpunkt. Das Ruhrgebiet bildete mit seinen Industriebereichen Kohle, Stahl und Chemie lange Zeit das Herzstück der industriellen Produktion in Deutschland, wobei Stiepel seinen sehr bescheidenen Anteil geleistet hat. Das nachgewiesene und vermutete Rohstoffvorkommen an Kohle und Eisenstein auf Stiepeler Gebiet war wesentlicher Faktor bei der Entscheidung, die Henrichshütte auf  der gegenüberliegenden Ruhrseite auf dem Gelände des Hauses Bruch anzusiedeln.  Die zwei Jahre nach Inbetriebnahme der Produktion errichtete Kosterbrücke verdankt  ihren Bau der dringenden Forderung nach einem wirtschaftlichen und leistungsfähigen Rohstofftransport über die Ruhr, der mit einer Fähre auf Dauer nicht zu gewährleisten war. Zwar stand schon kurz nach Aufnahme der Produktion die Forderung nach einer Eisenbahnverbindung im Raum, aber die löste das Problem der Zulieferung Eisenstein von den der Henrichshütte gehörenden Felder Müsen IV – X und den Kohlezulieferungen aus dem Friedrichstal und dem Rauendahl  auch nicht und ging zudem wesentlich später in Betrieb. Heute gehört die Kosterbrücke neben der Kemnader Brücke zu den beiden wichtigen Bochumer Nord-Süd-Verbindungen, die  die Ruhr zum Ennepe-Ruhr-Kreis hin queren.

 

Beladung des Förderkübels unter Tage von Hand

Untertage   © Stadtarchiv Bochum

Diese Entwicklung zur mechanisierten Förderung, der höher werdende Investitionsdruck, die zunehmende Nordwanderung der Kohlegewinnung und der damit wachsende Zwang zu äußerster Wirtschaftlichkeit führte schon Mitte der 20er Jahre des 20. Jhdts. dazu, dass selbst die beiden größten Stiepeler Zechen (Gibraltar und Carl Friedrich Erbstollen), die einen wesentlichen Anteil an den Steuereinnahmen der Gemeinde Stiepel leisteten, aus wirtschaftlichen Gründen ihren Betrieb einstellten und damit ein Loch in die Gemeindekasse rissen, dass den Herren der Gemeindevertretung den Schweiß auf die Stirn trieben
Die verbliebenen Bergbaubetriebe auf Stiepeler Gebiet befanden sich bis auf sehr wenige Ausnahmen in privater Hand und sicherten ihren Absatz teilweise mit Lieferverträgen mit größeren Unternehmen, wie z.B. der im Besitz der Familie Munkenbeck befindlichen Kleinzeche „Mitgottgewagt“, die vertraglich mit Haniel verbunden war.
Erst die enorme Kohlenachfrage nach dem zweiten Weltkrieg ließ wieder Kleinbetriebe, die sogenannten „Pütts eimerweise“, wie Pilze aus dem Boden schießen.
Zu Ihnen gehörte auch die Kleinzeche Haunert im Friedrichstal direkt am Beginn des alten Gahlenschen Kohlenweges und neben dem Malakowturm Brockhauser Tiefbau gelegen.
In unmittelbarer Nähe sind  die zu dem Zeitpunkt schon lange stillgelegten Zechen Preußisch Szepter, Friedrich, St. Georgen Oberstollen Maschinenschacht Carl Friedrich Erbstollen zu finden
Die Entwicklung des Zechensterbens endete in Stiepel dann 1967 mit der Schließung der Zeche Küper & Kaeseberg.

Auf einem von der GBAG (Gelsenkirchener Bergbau AG) gepachteten und der Zeche Friedliche Nachbar zugehörigen Feld nahm Bernhard Haunert, dessen Name der Betrieb später trug, 1946 die Förderung unter dem Namen „Westerbergstollen“ auf.
Die maximale Förderleistung ist im Jahre 1952 mit 17.132 to, also einer im Vergleich zu den seinerzeit in Betrieb befindlichen Großzechen  vernachlässigbaren Menge, verzeichnet.
Die Umbenennung der Zeche von Westerbergstollen in Haunert erfolgte dann im Jahre 1955. Die in der verbleibenden Betriebszeit erreichte jährliche Fördermenge betrug in der Spitze mit ca. 11.000 to gerade mal 2/3 der Rekordmenge des Jahres 1952.

Fördergerüst der Kleinzeche Haunert aus Holz

Kleinzeche Haunert © Stadtarchiv Bochum

 

Das Betreiben dieses Bergwerkes ist wohl ein deutliches Zeichen für die kriegsfolgenbedingte Energieknappheit und die dem Bedarf entsprechend unzureichenden verfügbaren Förderkapazitäten der Großzechen. Die neu entstandenen Kleinzechen allgemein halfen über einen gewissen Zeitraum den offenen Bedarf zu decken, hatten aber mit den relativ schnell wachsenden Fördermengen der großen Tiefbauanlagen im Ruhrgebiet und an der Saar   keine Zukunft.
So hatte mit dem in den 50er Jahren deutschlandweit verstärkt einsetzenden Zechensterben dann auch das Glöcklein für die Kleinzeche Haunert, gegründet als Westerbergstollen, geschlagen.
Die Schließung erfolgte endgültig am 31. Januar 1959.

Friedrichstal, Blick von NW auf Kohleverladung und Malakowturm im Hintergrung

Kohleverladung (verdeckt) © Stadtarchiv Bochum

Heute liegt die ehemalige Zeche Haunert im Grubenfeld der Zeche Prinzregent.

Eigentümerin des Grubenfeldes ist  die Rechtsnachfolgerin E.ON AG in Essen

Sieberei und Verladung Kleinzeche Haunert, 1957, Am Bliestollen

Sieberei und Verladung Kleinzeche Haunert, 1957 ©Stadtarchiv Bochum

Die oberirdische Fördereinrichtung der Kleinzeche (mit Fördergerüst und Haspelbude) wurde im Jahre 2017 auf Initiative des Knappenvereins Schlägel & Eisen, Bochum-Stiepel Dorf 1884 unter Leitung von Dr. Rainer Dickhut nach vorliegenden Fotos rekonstruiert, von Lehrlingen der Firma Deilmann Haniel nachgebaut und nahe des Malakowturmes Brockhauser Tiefbau errichtet.
Im Friedrichstal kann damit Bergbaugeschichte vom Stollenbetrieb auf Erz und Kohle bis zum beginnenden Tiefbau, eine typische Kleinzeche des Nachkriegsbergbaues sowie der Einsatz von Kohletransportmitteln (Pferdekraft, Dampfhaspel, Dampflokomotive, Kohlenwagen) und Transportwege anhand von Informationstafeln nachvollzogen werden.

 

Nachbau der Kleinzeche Haunert im Schnee, errichtet 2017

Nachbau der Kleinzeche Haunert, 2017 © Wilhelm Hensing

Quelle der betriebsspezifischen Daten: Bochumer Zechen, Manfred Bähr, 2012

Filed Under: Bergbau Tagged With: Bergbauwanderweg, Bliestollen, Friedrichstal, Haunert, Kleinzeche, Stiepel

St. Georgen

23. November 2017 von Wilhelm Hensing Leave a Comment

Der St. Georgen-Erbstollen und der St. Georgen-Oberstollen.
Der aus dem Rauterdeller Siepen bzw. aus dessen Nebentälern in der Vergangenheit geführte Abbau hatte daran gekrankt, daß die Stollen keine genügende Bauhöhe einbrachten, so dass der Abbau schnell zu einer Erschöpfung der aufgeschlossenen Kohlenvorräte führte. Man sann daher auf eine möglichst tiefe neue Aufschließung der Flöze. Dafür kam nur die Anlage eines Stollens aus der Ruhraue in Frage. Als man in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts allgemein anfing, solche Stollen aus dem Ruhrtal als Erbstollen anzulegen, wurde im Jahre 1772 auch im Gebiet der Rauterdelle eine Erbstollenmutung unter dem Namen St. Georgen-Erbstollen eingelegt. Da sich die gemutete Gegend nach eingehender Untersuchung durch die Bergbehörde für die Anlage eines Erbstollens eignete, verlieh das Bergamt das Erbstollenrecht am 25. Mai 1773 an den Rentmeister Johann Georg Müser aus Blankenstein als Lehnträger. Die Verleihung gab das Recht, den Stollen in der Ruhraue bei Stiepel am Stöltingsbache (auch Störlingsbach genannt) nördlich der heutigen Koster Brücke anzulegen und von hier aus nach Norden durch alle in Betrieb stehenden Zechen und die im Bergfreien liegenden Flöze bis an die Zeche Papenbank im Weitmarer Holz — auf eine Länge von etwa 1500 m — aufzufahren. Die Bergbehörde dachte bei der Ver- leihung des Erbstollenrechtes hauptsächlich an die 19 und mehr Meter tiefere Neuaufschließung der Zechen Ignatius, Preußischer Zepter, Friedrich, Krockhausbank und Haarmannsbanck. Schon vor der Verleihung des Erbstollenrechtes war die Mutung St. Georgen- Erbstollen am 25. Januar 1773 mit den beiden alten Berechtsamen Haarmannsbanck Nr. 2 und Theodor dergestalt vereinigt worden, dass diese von nun an zur Berechtsame der Mutung St. Georgen-Erbstollen gehörten. Nach der Verleihung des Erbstollenrechtes machten sich die Gewerken sofort daran, den Stollen an der in der Mutung angegebenen Stelle im Hofe von Schulte am Berge (Schulte Umberg) aus der Ruhraue anzulegen. Als sie den Stollen etwa 170 m lang, zum Teil in Dammerde, zum Teil in gebrächem Gestein, getrieben hatten, verließen sie ihn jedoch wieder. Die aufgeschlossenen Flöze konnten nach Westen fast überhaupt nicht gebaut werden, weil sie entweder bald in die Ruhraue traten oder aber weiter im Norden schon bald zur älteren Berechtsame des St. Mathias-Erbstollens gehörten. Die Flöze hätten also in der Hauptsache nach Osten gebaut werden müssen. Bei einer solchen Streckung des Feldes brachte aber der fast parallel zum Rauterdeller Siepen verlaufende St. Georgen-Erbstollen in den ersten 800 his 1000 m entweder überhaupt keine oder keine allzu große Bauhöhe ein. Hinzu kam noch, dass man im Stollen selbst auf den ersten 1000 m fast nur flözarme Schichten unter Flöz Sonnenschein aufschloss, was man schon damals erkannte. Die Auffahrung eines etwa 1000 m langen Stollens ohne die Aussicht, zahlreiche bauwürdige Flöze zu treffen, schreckte aber wegen der hohen Zubußen ab.
Die Arbeiten haben nach Einstellung der Arbeiten im St. Georgen-Erbstollen mehrere Jahre geruht.

Erst kurz nach 1780 fingen die Gewerken des St. Georgen-Erbstollens an, etwa 1100 m nördlich des Stollenmundloches des aufgegebenen St. Georgen- Erbstollens, ungefähr am Nordende des Rauterdeller Siepens, der hier den Namen S t e m m a n n s S i e p e n führte, einen einfachen Stollen, den St. G e o r g e n – O b e r s t o 1 I e n , anzulegen. Veranlassung zu dieser Arbeit gab die Fertigstellung der in Verbindung mit der Schiffbarmachung der Ruhr entstandenen Ruhrschleuse bei Stiepel Ende der 70er Jahre, durch die man sich einen guten Absatz über den Ruhrweg versprach.
Der Stollenansatzpunkt für den St. Georgen-Oberstollen lag auf der westlichen Seite des Rauterdeller Baches zwischen den alten Zechen Friedrich und Theodor, von denen die Zeche Theodor nach den Ausführungen im Jahre 1773 zum St. Georgen-Erbstollen konsolidiert war. Mit dem neuen Oberstollen wollte man die aus der Vergangenheit bekannten guten Flöze der Mittleren und Unteren Fettkohlenschichten im Eulenbaumer Sattel neu aufschließen. Der Stollen lag etwa 16 m höher als der ursprünglich geplante St. Georgen-Erbstollen.
Der Stollen ist rund 250 m lang geworden und hat auf dem Nordflügel des Eulenbaumer Sattels eine Reihe von Flözen der Fettkohlenschichten aufgeschlossen, von denen 6 schon durch den Abbau der Vergangenheit bekannt waren. Es waren dies:
1. Flöz H a a r m a n n s b a n c k N r. 2 (Helene), das im Jahre 1773 zum St. Georgen-Erbstollen konsolidiert war,
2. Flöz T h e o d o r (P r ä s i d e n t) , ebenfalls im Jahre 1773 zum St. Georgen-Erb-
stollen konsolidiert,
3. Flöz H a a r m a n n s b a n c k N r. l oder Dicke Haarmannsbank (Röttgersbank 2),
4. Flöz K r o c k h a u s b a n k (Ernestine),
5. Flöz S t e r n b e r g N r. 2 (Ida),
6. Flöz N e b e n f l ö z (wahrscheinlich ein Blücher-Flöz).

Von diesem Stollen aus hat ein geringer Abbau in den Flözen Haarmannsbanck Nr. 2 (Helene) und Theodor (Präsident) nach Osten stattgefunden. Aber schon um 1790 kam der Abbau aus unbekannten Gründen wieder zum Erliegen; wahrscheinlich werden mangelnder Absatz und die schlechten Wegeverhältnisse die Ursache gewesen sein.

 

Text entnommen aus “Die Steinkohlenbergwerke der Vereinigte Stahlwerke A.-G.”

Filed Under: Bergbau

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