Geht man an der Kemnader- / Ecke Ministerstraße den Weg zwischen den Hausnummern 300 und 302 hinauf, so endet dieser vor einem Zaun mit einem Tor. Dahinter erkennt man noch zwei aus Bruchstein gefertigte Säulen einer Toranlage, die einmal der Eingang zum katholischen Friedhof in Stiepel war. Im ausgehenden 19. Jahrhundert entstand bei der Stiepeler Bevölkerung katholischen Glaubens der Wunsch nach einer eigenen Begräbnisstätte. Betreut wurden die Katholiken bis dato von der Gemeinde in Blankenstein, doch war es oft mühsam, die Bestattungen in Blankenstein durchzuführen. Die Kosterbrücke wurde erst im Februar 1910 für die Öffentlichkeit begeh- und befahrbar, die Kemnader Brücke erst im Juni 1928 fertiggestellt. Bis zum Bau der neuen Kirche in den Jahren 1913-15, der heutigen Wallfahrtskirche St. Marien am Varenholt, wurde zum Beispiel der Gottesdienst und der katholische Schulunterricht in der damaligen Gaststätte Becker-Links, heute das Haus Kemnader Straße 251, abgehalten.
Im Jahre 1872 kaufte die katholische Gemeinde ein Grundstück für eine Begräbnisstätte. In einer alten Grundakte der Katholischen Kirchengemeinde Mittelstiepel aus dem Jahre 1886 befindet sich das Grundstück „Auf der Egge“ und ist „15 Are und 27 M“ groß. Der Friedhof wurde am 23.1.1873 geweiht und bis in die 1960er Jahre belegt. Endgültig geschlossen wurde der Friedhof 1981, nachdem der Kommunalfriedhof an der Nettelbeckstraße eingerichtet wurde. Die erste Bestattung wurde auf diesem neuen Friedhof im Juni 1970 durchgeführt. Bis zur Fertigstellung der Trauerhalle und der anderen Betriebsgebäude im Jahre 1974 wurde die Trauerhalle des Evangelischen Friedhofs mitbenutzt. Die Angehörigen hatten nun die Möglichkeit, ihre Verstorbenen auf den neuen Kommunalfriedhof umbetten zu lassen.
Viele Jahre erinnerte ein Kreuz mit einer Gedenktafel an die Begräbnisstätte der Katholischen Kirchengemeinde. Das Kreuz mit der Gedenktafel ist leider in den 1980er Jahren dem Vandalismus zum Opfer gefallen. Das Gelände ist heute eingezäunt und nicht mehr zugänglich, man erkennt nur noch einige Stufen und Stützmauern der einst terrassenförmig angelegten Friedhofsanlage.
Text und Fotos: Gerhard Hagenkötter
Quellen: Archiv Wilhelm Dickten, Archiv Katholische Kirchengemeinde St. Marien