Vielen Stiepelern ist die Wirtschaft „Zum Wilhelmstein“ besser bekannt unter dem Namen der langjährigen Betreiberfamilie Bock. Das Baujahr des Hauses und damit der Beginn der von vornherein vorgesehenen Nutzung als Gastwirtschaft sind anhand von Metallziffern am Gebäude ablesbar: 1864. Das denkmalgeschützte imposante Haus aus Ruhrsandstein unmittelbar gegenüber der Dorfkirche wird im Zeitraum 2020/2021 kernsaniert. Die Eigentümer haben sich schweren Herzens dazu entschieden, auf die Nutzung des Erdgeschosses als Gastwirtschaft zukünftig zu verzichten. Somit endet im Jahr 2020, nach 156 Jahren, die Geschichte des „Wilhelmstein“. Begonnen hat sie mit der Familie Sondermann, die vor 1730 nach Stiepel zugewandert ist und an der Ruhr einen kleinen Bauernhof und eine Brennerei betrieb. Da lag es wohl nahe, eine Gastwirtschaft zu gründen. Unter der Adresse der Gastwirtschaft lassen sich insgesamt drei Generationen Sondermann nachweisen, die Männer trugen allesamt denselben Vornamen: Heinrich (*1831 / *1853 / *1885). Welcher von diesen Heinrichs jeweils der Wirt war, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Neben den Gasträumen und einem Ladenlokal im Erdgeschoss war in der ersten Etage ein Saal samt Bühne untergebracht. Bei der Sanierung des Hauses ist sehr schön die selbsttragende Dachkonstruktion zu erkennen, die es ermöglichte, rund zwei Drittel der ersten Etage ohne Stützen oder Wände als Saal zu nutzen.
Wie lange das Haus im Besitz der Familie Sondermann war, lässt sich heute ebenfalls nicht mehr nachvollziehen, aber spätestens ab Beginn der 1920er Jahre wird Karl Wallbruch (*1883) dort als Wirt geführt. Die Familie Wallbruch änderte durch einen Umbau im Jahr 1931 die Nutzung der beiden Etagen. Im Erdgeschoss wurde auf das Ladenlokal verzichtet, dafür wurden drei sogenannte Vereinszimmer eingerichtet. Im Obergeschoss wurde der Saal in Wohnraum umgewandelt, es gab dort nach dem Umbau neun Zimmer plus ein Badezimmer. Die Tochter der Eheleute Karl und Mathilde Wallbruch, Hilde (*1919) heiratete Helmut Bock, fortan etablierte sich dieser neue Familienname für die Gastwirtschaft. Es ist überliefert, dass unter der Regie der Familie Bock die Gastwirtschaft in „Zum Wilhelmstein“ benannt wurde. Der Sohn Eckhart Bock führte den Betrieb weiter, bis das Haus im Januar 1989 versteigert werden musste. In der Folge kam es zu weiteren Eigentümerwechseln, am bekanntesten dürfte die Stiepeler Familie Berghüser gewesen sein, die von 1994 bis 2009 Eigentümer war und die Gastwirtschaft unter dem etablierten Namen auch selbst betrieben hat. Unter dem aktuellen Eigentümer kam es seit 2009 zu mehreren Pächterwechseln. Letztendlich hat es keiner der Pächter geschafft, sich mit verändertem Konzept oder unter anderem Namen zu etablieren. Dies war bei der Sanierung auch mitentscheidend, das Erdgeschoss künftig nicht weiter als Restauration zu nutzen. Auf dem historischen Foto aus dem Jahr 1953 ist im Vordergrund eine Wohnbaracke zu sehen, die wahrscheinlich zu Beginn der 1920er Jahre errichtet und bis in die 1950er Jahre noch in Form von Behelfswohnräumen genutzt wurde.
Die Bochumer WAZ hat -nachdem wir auf unserer Homepage sowie im Stiepeler Boten darüber berichtet haben- den Umbau des Gebäudes aufgegriffen und in der Rubrik “Unsere Stadtteile” über den Fortgang der Baumaßnahmen informiert:
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