Als sich der vom Hof Krockhaus (an der gleichnamigen Straße) stammende Wilhelm zur Oven-Krockhaus (*1840) im Jahr 1873 entschloss, eine Wirtschaft an der heutigen Kemnader Straße 112 zu gründen, geschah dies in einer ereignisreichen Zeit. Nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich 1871 und der Gründung des Deutschen Reichs kam es zunächst zu einem regelrechten wirtschaftlichen Aufschwung, dem aber bald wieder Krisen folgten. Als weiterer Aspekt hatte das zu jener Zeit unter Beteiligung der damaligen Landgemeinde Stiepel startende Landkreis-übergreifende „Project eines Chausseebaus von Steinenhaus über Stiepel und Wiemelhausen nach Bochum“, der Ausbau der heutigen Kemnader Straße als überörtliche Hauptstraße, im Jahr 1872 gerade erst begonnen. Die Straße war bis dahin nur ein unbefestigter Verbindungsweg von Haus Kemnade in Richtung Weitmar. Sich zu jener Zeit also an dieser Stelle niederzulassen war Risiko und Chance zugleich. Fertiggestellt wurde die neue Chaussee erst im Jahr 1892.
Als Beruf lässt sich für Wilhelm zur Oven-Krockhaus nur der des Wirts nachweisen, was für jene Zeit eher unüblich wäre. Die meisten Gastwirte hatten seinerzeit einen handwerklichen Beruf und betrieben das Wirtschafts-Gewerbe nur nebenbei. Nach Übernahme des Hauses und der Gastwirtschafts-Konzession im Jahr 1897 durch den Sohn ändert sich das: Wilhelm zur Oven-Krockhaus junior (*1865) ist Bäckermeister und Wirt. Der Enkel Paul zur Oven-Krockhaus (*1903) betreibt die Gastwirtschaft nur nebenbei, nach der Rückkehr aus dem 2. Weltkrieg arbeitet er auf der Hattinger Henrichshütte. Das Haus hat um 1900 im Erdgeschoss neben dem Gastwirtschaftsraum ein Ladenlokal, ein Backhaus-Anbau sowie einen Stall-Anbau in der Größe von 14 x 8 Meter, laut Steuerliste für „1 Pferd, 1 Kuh und 8 Schweine“. Im Jahr 1930 wird der Stall umgebaut in weitere Gesellschaftszimmer, im Jahr 1938 wird auf den Schuppen verzichtet, der bis dahin Pferd und Wagen beherbergte, und in eine Kraftwagen-Garage umgebaut. Dieser Umbau ist -wie bei anderen Handwerkern zu jener Zeit auch- als Indiz zu werten, dass das Geschäft florierte und eine Möglichkeit gesucht wurde, das gebackene Brot im weiteren Umfeld zum Verkauf zu transportieren.
Die Gastwirtschaft an der Kemnader Straße wurde durch Familie zur Oven-Krockhaus der Überlieferung nach bis Ende der 1950er Jahre betrieben. Von dort stammen übrigens auch die Betreiber der gleichnamigen ehemaligen Bochumer Fahrschule. Im Jahr 1978 wurde das Haus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Luftaufnahme stammt aus dem Jahr 1963. Denn da fuhr zum einem bis zur Stilllegung der Strecke im November 1963 noch die zu erkennende Straßenbahn der Linie 5/15. Zum anderen begannen im Jahr 1963 die auf dem Foto ebenfalls sichtbaren Bauarbeiten des Kindergartens „Im Haarmannsbusch“.
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