Fast vier Jahrzehnte lang hat die Straßenbahnlinie 5 / 15 das Leben in Stiepel geprägt. Die Straßenbahn endete bis 1926, aus Bochum kommend, in Weitmar-Mark an der heutigen Kreuzung der Kemnader- mit der Markstraße. Erste Überlegungen für die Verlängerung der Straßenbahnlinie von Weitmar über Stiepel nach Welper und Hattingen lassen sich im Jahr 1911 nachweisen. Zu jener Zeit war die Stiepeler Gemeindevertretung noch der Überzeugung, dass die damalige Brückstraße, heute Am Varenholt „… für den allgemeinen Verkehr allen Anforderungen genügt.“ Auch wenn man sich das heute nicht mehr vorstellen kann, der Varenholt war eine Art Hauptverbindungsstraße und hieß zu jener Zeit nicht umsonst Brückstraße, denn es war die Straße, die zur (Koster-)Brücke führte. Im September 1913 entschloss sich die Stiepeler Gemeindevertretung dann aber im Zusammenhang mit der geplanten Straßenbahn „… einstimmig für einen Ausbau der Finkenstraße [heutige Kosterstraße]. … Von der Führung … über die Brückstraße wird … Abstand genommen, weil die Finkenstraße wesentlich günstigere Steigungsverhältnisse aufweist.
Der erste im Jahr 1909 vergebene Straßenname für die Kosterstraße war Finkenstraße, benannt nach dem Finkensiepen, durch den sie führt. Allerdings hatte die Straße, besser gesagt: der Feldweg, zu dieser Zeit noch nicht den Verlauf, den wir heute kennen. Die Siedlung, deren nördlich der Straße liegenden Häuser vor ein paar Jahren für den Ausbau der Kosterstraße weichen mussten, war noch nicht errichtet, es gab nur vereinzelt liegende Häuser. Diese Häuser waren durch einen jeweils in Privatbesitz befindlichen, seinerzeit sogenannten Interessentenweg miteinander verbunden. Nachdem die Planungen rund drei Jahre reiften, fasste die Gemeindevertretung im Juli 1914 den Beschluss zum Neubau von Straße und Straßenbahn. Die Finken-/Kosterstraße war eine sprichwörtlich auf der grünen Wiese neu geplante Straße. Mit den Erdarbeiten wurde 1914 begonnen, doch der Ausbruch des 1. Weltkriegs brachte das Projekt zum Erliegen. Bereits wenige Tage nach der Generalmobilmachung wurde durch die Stiepeler Gemeindevertretung beschlossen, „… die Wegebauarbeiten in der Gemeinde vorläufig einzuschränken.“ Im März 1915 wurde speziell zur heutigen Kosterstraße festgehalten: „Der durch den Krieg unterbrochene Ausbau der Finkenstraße wird besprochen. Die Gemeindevertretung ist der Ansicht, daß es zweckmäßig sei, mit der Wiederaufnahme der Arbeiten bis zum Kriegsende zu warten.“ Der Ausbau der Straße wurde erst 1922 fortgesetzt.
Die von Bochum über die Markstraße kommende Straßenbahnlinie endete bis 1926 an der Zeche Karl Friedrich, d.h. an der heutigen Kreuzung Kemnader-/Mark-/Heinrich-König-Straße. Die Verlängerung der Linie 5 / 15 über die Kemnader- und Kosterstraße auf der Strecke Zeche Karl-Friedrich – Stiepel Gemeindehaus – Henrichshütte – Hattingen mit einem Abzweig Stiepel Gemeindehaus – Haus Frische wurde im Dezember 1926 eröffnet und sollte für die Stiepeler fast vier Jahrzehnte die Verbindung nach Bochum und Hattingen sein. Bevor der Betrieb der Straßenbahn aufgenommen werden konnte, wurde die Kosterbrücke gründlich geprüft. Bedingt durch das hohe Eigengewicht der Straßenbahnwagen mussten vermutlich die Bögen und Strompfeiler verstärkt werden, Details dieser Baumaßnahmen sind aber nicht bekannt. Einen ersten Rückschlag erfuhr die Linie im Jahr 1960, als die Kosterbrücke für die schweren Triebwagen der Straßenbahn gesperrt wurde. Letztendlich war die Brückenkonstruktion dem Straßenbahnverkehr auf Dauer nicht gewachsen, die Linie 5 / 15 wurde übergangsweise durch Busse ersetzt. Im November 1963 wurde sie komplett eingestellt.