Gemeinsam mit Pro Stiepel e.V. setzt der Stiepeler Heimatverein die Veranstaltungsreiheihe “Stiepel damals und heute” fort. In diesem Jahr führt uns der Stadtteil-Rundgang rund um das alte Gemeindehaus und bis zum höchsten Punkt Bochums am ehemaligen katholischen Friedhof. [Read more…] about Stadtteil-Rundgang 2017
Stiepel
Ehemaliger Katholischer Friedhof
Geht man an der Kemnader- / Ecke Ministerstraße den Weg zwischen den Hausnummern 300 und 302 hinauf, so endet dieser vor einem Zaun mit einem Tor. Dahinter erkennt man noch zwei aus Bruchstein gefertigte Säulen einer Toranlage, die einmal der Eingang zum katholischen Friedhof in Stiepel war. Im ausgehenden 19. Jahrhundert entstand bei der Stiepeler Bevölkerung katholischen Glaubens der Wunsch nach einer eigenen Begräbnisstätte. Betreut wurden die Katholiken bis dato von der Gemeinde in Blankenstein, doch war es oft mühsam, die Bestattungen in Blankenstein durchzuführen. Die Kosterbrücke wurde erst im Februar 1910 für die Öffentlichkeit begeh- und befahrbar, die Kemnader Brücke erst im Juni 1928 fertiggestellt. Bis zum Bau der neuen Kirche in den Jahren 1913-15, der heutigen Wallfahrtskirche St. Marien am Varenholt, wurde zum Beispiel der Gottesdienst und der katholische Schulunterricht in der damaligen Gaststätte Becker-Links, heute das Haus Kemnader Straße 251, abgehalten.
Im Jahre 1872 kaufte die katholische Gemeinde ein Grundstück für eine Begräbnisstätte. In einer alten Grundakte der Katholischen Kirchengemeinde Mittelstiepel aus dem Jahre 1886 befindet sich das Grundstück „Auf der Egge“ und ist „15 Are und 27 M“ groß. Der Friedhof wurde am 23.1.1873 geweiht und bis in die 1960er Jahre belegt. Endgültig geschlossen wurde der Friedhof 1981, nachdem der Kommunalfriedhof an der Nettelbeckstraße eingerichtet wurde. Die erste Bestattung wurde auf diesem neuen Friedhof im Juni 1970 durchgeführt. Bis zur Fertigstellung der Trauerhalle und der anderen Betriebsgebäude im Jahre 1974 wurde die Trauerhalle des Evangelischen Friedhofs mitbenutzt. Die Angehörigen hatten nun die Möglichkeit, ihre Verstorbenen auf den neuen Kommunalfriedhof umbetten zu lassen.
Viele Jahre erinnerte ein Kreuz mit einer Gedenktafel an die Begräbnisstätte der Katholischen Kirchengemeinde. Das Kreuz mit der Gedenktafel ist leider in den 1980er Jahren dem Vandalismus zum Opfer gefallen. Das Gelände ist heute eingezäunt und nicht mehr zugänglich, man erkennt nur noch einige Stufen und Stützmauern der einst terrassenförmig angelegten Friedhofsanlage.
Text und Fotos: Gerhard Hagenkötter
Quellen: Archiv Wilhelm Dickten, Archiv Katholische Kirchengemeinde St. Marien
Allgemeines über Stiepeler Gastwirtschaften
Gastwirtschaften und ihre Entwicklung
Das erste Adressbuch der Gemeinde Stiepel aus dem Jahre 1891 gibt genaue Hinweise auf die Anzahl der Wirtschaften. Setzt man die mit der Berufsbezeichnung Wirth, Schenkwirth, Gastwirth etc. versehenen Namen gleich der Anzahl an Wirtschaften, so kommt man auf 26 Gastwirtschaften bei einer Einwohnerzahl von seinerzeit 4.283. Die Aufteilung auf die einzelnen Bauerschaften sieht wie folgt aus: Brockhausen 6, Haar 5, Schrick 2, Mittelstiepel 11 und Oberstiepel 2. Damit kommen im Schnitt 165 Einwohner auf eine Wirtschaft. Gleichzeitig wird im Adressbuch ersichtlich, dass mit dem alleinigen Betrieb einer Wirtschaft unter den gegebenen Bedingungen kaum das Existenzminimum einer damals üblichen mehrköpfigen Familie erwirtschaftet werden konnte, zumal häufig neben den Kindern auch noch die Eltern mitversorgt werden mussten. Bis zum Jahr 1908 hatte sich die Anzahl der Gastwirtschaften dann auf 35 erhöht.
Haupterwerbszweige
Zieht man die Adressbücher und alte Katasterunterlagen zu Rate, so ist dem Wirtschaftsbetrieb häufig noch ein Ladengeschäft angegliedert. Bäckereien und sogenannte Spezereigeschäfte sind dabei in der Mehrzahl. Auch Landwirte finden sich unter den Wirten. In der Regel konnten die zumeist spärliche Anzahl an Gästen dann von den älteren Familienmitgliedern, für die die Feldarbeit zu schwer war, versorgt werden. Ein Teil der Wirte ging der relativ gut bezahlten Bergmannstätigkeit nach. Hierzu schreibt der Autor der Dorfschulchronik im Jahre 1916 speziell zum Einfluss des (1. Welt-)Krieges auf das Schankgewerbe: „Am meisten haben unter dem Einfluß des Krieges die Wirte zu leiden. Die Wirtschaften sind zum größten Teil fast immer leer und gut ist es, daß unsere Wirte nicht allein von der Wirtschaft zu leben brauchen, sondern nebenbei noch anderes Geschäft betreiben. Manche Wirte haben dem Druck des Krieges sich fügend, auf Zechen und Fabriken Beschäftigung gesucht.”
Einer Schmiede (Wefelscheid/Kamplade) oder einem Landmaschinenbau (Gathmann) eine Wirtschaft anzugliedern, war auch kein schlechter Gedanke. Ließ sich doch die Wartezeit bei kleineren Reparaturen ganz gut mit einem Schnäpschen. Natürlich gab es auch Wirtinnen und Wirte, die aufgrund körperlicher Einschränkungen keiner weiteren Tätigkeit nachgehen konnten und die Wirtschaft als Zubrotquelle zu den meist kärglichen Witwen-, Invaliden- und Militärinvalidenrenten nutzten. Weiter waren unter den Wirten Handwerker wie Schreiner (Freese, Voßkuhlstraße) und Anstreicher (Hasenkamp, Zum Deutschen Eck, Ecke Kemnader-/Ministerstraße) oder Fuhrleute (Krockhaus, Kemnader Straße) zu finden. Auf dem Foto “Zum deutschen Eck” kann man beispielhaft die zwei Berufe des Heinrich Hasenkamp erkennen: vorne der Eingang zu seiner Wirtschaft, rechts der Eingang zum Malergeschäft.
Die Wirte Hellmich im Bezirk Haar und Haarmann-Thiemann in Oberstiepel hatten sich im Jahr 1902 das Recht ersteigert, für die Benutzung der Chaussee (Kemnader Straße) im Namen der Gemeinde die zum Erhalt der Straße und zur Abtragung der Straßenbaukosten bestimmten „Chausseegelder” zu erheben. Zu diesem Zweck bezogen die „Pächter“ die entsprechenden Chausseegeldzettel von der Gemeinde und erhielten nach Abrechnung der ausgegebenen Zettel eine dem Verkehrsaufkommen und der Verkehrsart entsprechende Vergütung. Es wurde dabei zum Beispiel zwischen gummibereiften und nicht gummibereiften Fahrzeugen, sowie nach Anzahl der zur Verfügung stehenden Sitze unterschieden. Auch der Viehtrieb war gebührenpflichtig.
Bei dem zur Entrichtung der Gebühr notwendigen Aufenthalt wird sicherlich manch einer eingekehrt sein und den Umsatz an Bier und Schnaps gefördert haben. Dass aber nicht immer Einigkeit zwischen Straßenbenutzer und Chausseegelderheber bestand, geht aus Beschwerden und Klagen gegen die Gemeinde hervor.
Standorte der Wirtschaften
Bei Betrachtung der in Stiepel aktuell vorhandenen und der ehemaligen Gastwirtschaften fallen zwei Dinge auf: zum einen eine Häufung der Standorte entlang der Hauptverbindungsstraßen, speziell im Bereich der Kemnader Straße, und zum anderen, was bei der Anzahl der in Stiepel seinerzeit bestehenden Zechen- und Stollenbetriebe nicht unbedingt verwunderlich ist, die räumliche Nähe derselben zu Gastwirtschaften. Ein wesentlicher Faktor für das Entstehen und Bestehen der Wirtschaften war dabei das Verkehrs-aufkommen durch den Durchgangsverkehr, den Wochenendverkehr und den Berufsverkehr. Eine möglichst dichte Bebauung im Umkreis der Wirtschaften spielte offensichtlich keine, und wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle. In unterschiedlichen Quellen (Schulchronik, Protokollen zur Eingemeindung Stiepels im Jahre 1929 nach Bochum, Zeitungsartikel, Konzessionsanträgen zur Erlangung der Schankgenehmigung usw.) kommen die Punkte „Wochenend-“, „Ausflugs-” und „Berufsverkehr” besonders stark zum Tragen.
Um ein Beispiel zu nennen: Die Gastwirtschaft im Lottental, vielen noch als „Wengeler-Schmuch“ bekannt (heute Post’s Lottental), hatte ca. ab den 1930er Jahren knapp unter 1.000 Stühle im Biergarten. Die gesamte Außenfläche, die heute noch als Minigolfplatz erkennbar ist, war zu jener Zeit Biergarten. Und es waren nicht nur Stiepeler Bürger, die diesen und andere Biergärten besuchten. Es ist überliefert, dass sehr viele „Städter“ aus Bochum sonntags mit der Straßenbahn bis Weitmar fuhren und dann reihenweise zunächst über die Kemnader Straße sich in die Stiepeler Ausflugslokale begaben. Die Straßenbahnlinie 15 fuhr erst ab 1926 über die Kemnader Straße bis Stiepel und dann weiter über die Kosterstraße nach Hattingen.
In der Schulchronik der damaligen Dorfschule (Ecke Nettelbeckstraße / Brockhauser Straße) schreibt der seinerzeitige Hauptlehrer Böhle im Jahre 1903: „… Dagegen ist eine Überfülle von Wirtschaften vorhanden (ungefähr 40). Die Vergnügungssucht ist groß. Es gibt während des Sommers wohl kaum einen Sonntag ohne Festlichkeit. Vielfach finden zwei oder drei statt; ja es ist schon vorgekommen, daß an einem Sonntag an sieben Stellen gleichzeitig gefeiert wurde.”
In den Protokollen zur Eingemeindung Stiepels wird Stiepel als Verbindungsglied zur Ruhr, seine Bestimmung als zukünftiger Wohnort und Naherholungsgebiet im Vorstadtbereich sowie seine herausragende landschaftliche Schönheit schon zur damaligen Zeit herausgehoben. Die Gastwirtschaften an der Ruhr profitieren dabei natürlich von allen drei Verkehrsarten.
Angebot an Speisen und Getränken
Die ausgewiesene landschaftliche Schönheit des Ruhrtales war Anreiz für so manche Bochumer, das Wochenende zu einem Ausflug an die Ruhr zu und sich beim Faulenzen oder auch beim häufig angebotenen Tanzvergnügen zu erholen. Angeboten wurde dabei neben den üblichen Getränken von fast allen Wirten (nicht nur an der Ruhr) der sogenannte ,,Kaffee mit Zubrot”. Dieser bestand, mit leichten Variationen, aus einer Kanne Kaffee, einer Schnitte Schwarzbrot, einer Schnitte Stuten (selbstgebacken), einem Stück Kuchen (Streusel / Eiserkuchen / usw.), Butter und Marmelade. Ein weitreichendes Angebot an Speisen, wie es heute in fast allen Gaststätten gebräuchlich ist, kann nicht nachgewiesen werden. In der Regel beschränkte man sich auf einfachste Speisen, die einfach herzustellen und zu konservieren oder auch ohne Kühlung länger haltbar waren. Beispiele hierfür sind: Soleier, Bratheringe, eingelegte Gurken, belegte Schnittchen, Bratkartoffeln und Spiegeleier. Hierbei konnten sich natürlich die Wirte etwas hervortun, die nebenbei auch eine Metzgerei betrieben. Auch das Getränkeangebot war nicht einheitlich. Amtliche Schreiben zu Konzessionsanträgen aus den 1890er Jahren führen verschiedene Einschränkungen in der Ausschankgenehmigung auf: „ohne Einschränkung”, „ohne Branntweinausschank” und „nur für alkoholfreie Getränke”. Der katholischen Kirche wurde beispielsweise nur der Ausschank alkoholfreier Getränke zur Verpflegung auswärtiger Kirchenbesucher gestattet. Das Kameradschaftsheim, das von Bediensteten und Mitarbeitern der Stadt Bochum umgebaut und 1932 fertiggestellt wurde, hatte einen Sonderstatus und war lange Zeit nur Mitarbeitern der Stadt und deren Angehörigen zugänglich, Dabei war der Ausschank von Fassbier nicht erlaubt. Schriftstücke in den Anträgen zur Konzessionserlangung weisen darauf hin, dass das Gebäude eine ehemalige Mühle gewesen sein soll. Flurkarten aus der Zeit zu Anfang des 19. Jahrhunderts weisen das Gebäude als Mühle aus. Der Name Langenbach ist sowohl auf diesen Karten wie auch auf der Flurberichtigungskarte der Zeche „Schiffsruder” eingetragen.
Anderweitige Aufgaben und Nutzung der Wirtschaften
- Kioskfunktion
Eine der typischen baulichen Eigenheiten der Gastwirtschaften, die sich allerdings im gesamten Ruhrgebiet wiederfindet, ist das in Stiepeler Umgangssprache sogenannte „Kläppcken”. Gemeint ist damit ein Schiebefenster im Eingangsbereich, das eine Verbindung zum Schankraum bildete. Der Kiosk im heutigen Sinne existierte Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht in Stiepel. Seine Funktion wurde teils von dem sogenannten „Winkelier” und teils von den Wirtschaften ausgefüllt. Bergleute ließen sich auf dem Weg zum ,,Pütt” eben ihren mitgebrachten Schoppen füllen, ihre Zigaretten stückweise oder portionsweise durchs ,,Kläppcken” reichen. Kinder wurden geschickt, um das Bier zuerst in der mitgebrachten ,,Kruke” und später flaschenweise zu holen oder Tabakwaren mitzubringen. Flaschenbier wurde übrigens von der Schlegelbrauerei erst seit 1909/1910 und von der Fiegebrauerei seit 1928 abgefüllt.
Bis in die 1970er Jahre in Betrieb und heute noch sichtbar ist das “Kläppcken” der ehemaligen Wirtschaft Schreier / Steinsträßer, heute ein griechisches Restaurant an der Gräfin-Imma-Straße 48. Auf dem Foto der Wirtschaft von Heinrich Schreier befindet es sich am Eingang unter dem Schlegel-Bräu-Schild.
- Kirchenraum
Der fehlende Kirchenraum bzw. auch die große Entfernung zur bestehenden Kirche führte dazu, dass alle Konfessionen zumindest teilweise zum Gottesdienst oder zur Bibelstunde auf die den Wirtschaften zugehörigen Säle auswichen. Die katholische Gemeinde hielt 1902 in Ermangelung einer eigenen Kirche nach langer Zeit ihren ersten Gottesdienst wieder ab im Saal der Wirtschaft “Unter den Linden”, den Stiepelern besser bekannt unter “Becker-links”, wobei das Attribut „links” sich auf die vom Gemeindehaus her gesehene linke Seite der Kemnader Straße bezieht. Der zweite Bezirk der evangelischen Gemeinde (seit April 1928) hielt seine Gottesdienste vor dem Bau des Lutherhauses zeitweise im Saal der Wirtschaft Spitz ab, dem einzigen noch in Stiepel verbliebenen Saal, den man auch als solchen bezeichnen kann. Die Baptisten feierten unter Leitung des wohl allen älteren Stiepelern noch bekannten August Hahnefeld in Steinsträßers Saal ihre Weihnachtsfeiern.
- Arztpraxis
Vor Dr. Gilbert, dem ersten in Stiepel niedergelassenen Arzt, praktizierten sowohl der in Weitmar ansässige Arzt Dr. Pickert wie auch der aus Blankenstein oder der aus Wiemelhausen wöchentlich anreisende Arzt ambulant zu festgesetzten Zeiten in den Räumlichkeiten der Wirtschaft Frische. Dr. Gilbert selbst hielt nach seiner Niederlassung als Knappschaftsarzt dienstags und samstags bei Frische sowie an den anderen Wochentagen bei Westermann seine Sprechstunden ab.
- Truppenunterkunft und Notquartier
In und nach den Kriegen erfüllten Säle der Stiepeler Gastwirtschaften (und nicht nur der Stiepeler) die Funktion einer Truppenunterkunft. So waren sie laut Chronik der Dorfschule beispielsweise vom 29. November 1919 bis zum 6.Dezember 1919 von Truppenteilen der aus dem Kriege heimkehrenden Soldaten belegt. In der Zeit der Ruhrbesetzung zogen die Franzosen am 15. Januar 1923 in Stiepel ein, und laut Chronik wurden wiederum mehrere hiesige Säle für die Mannschaften mit Beschlag belegt. Dabei lagen im Saal des Wirtes Nattkemper eine Pionierkompanie und im Saal von G. Hofstiepel an der Kosterbrücke eine Infanteriekompanie.
- Warenlager
Bochumer Geschäfte lagerten im 2. Weltkrieg einen Teil ihrer Waren nach Stiepel aus, um sie vor den Angriffen der englischen Luftwaffe in Sicherheit zu bringen. Die Firma Baltz brachte z. B. Wäsche, Tuchwaren und Kleidung im Saal der Wirtschaft „Zum Mailand” an der Hevener Straße und in den Räumen der Wirtschaft ,,Zum deutschen Eck”, Ecke Kemnader-/Ministerstraße, unter. Im Saal der Wirtschaft Rumberg wurden Schuhe gelagert. Nach Einmarsch der Amerikaner erfolgte teilweise die Plünderung der eingelagerten Waren.
- Turnhalle
Vor dem Bau der Turnhalle betrieben die Sportvereine ihre Leibesübungen in den Sälen der Gastwirtschaften. Es heißt, dass die Säle teilweise für diese Nutzung ausgelegt wurden. Am bekanntesten war der legendäre Verein „Deutsche Eiche”, der seine Wettkämpfe gegen benachbarte Vereine in Frisches Saal austrug.
- Boxring
Bis in die 1950er Jahre war der Saal bei Spitz Schauplatz so manchen ,,Großkampftages” des Boxring 48. Die Bühne konnte zu diesem Zweck schnell in einen Boxring umgewandelt werden
- Tanzlokal
Wie schon zuvor bemerkt, wurde bis zum Aufkommen der Diskotheken in wesentlich stärkerem Maße sonntags in den Wirtschaften getanzt. Die Musiker wurden hauptsächlich vom Wirt engagiert, und die Tanzvergnügen fanden regelmäßig statt. Namen wie Kestermann, Schüttelrutsche, Hoffstiepel werden von älteren Stiepelern automatisch mit Tanz am Wochenende verbunden.
- Theaterbühne
Von mehreren in Stiepel früher existierenden Bühnen besteht nur noch die im Saal des Hauses Spitz. Sie wird heute noch von der Volksbühne Wiemelhausen und bei einzelnen Veranstaltungen von Preziosa genutzt.
- Lohnzahlstelle
Der Wirtschaft von G. Hofstiepel an der Ecke Brockhauser Straße / Kosterstraße gegenüber befand sich der Stollenbetrieb Margaretenglück / Anton Übelacker. Die Auszahlung der Wochenlöhne an die Belegschaft erfolgte jeweils am Freitag sprichwörtlich in der Lohntüte über den Wirtschaftstisch.
- Versicherungsbüro
Die Wirtschaft von Haarmann-Thiemann beherbergte eine sogenannte „Schweinelade” und die Wirtschaften von Wefelscheid / Kamplade und Gathmann jeweils eine „Kuhlade”. Dieses war eine genossenschaftliche Versicherung für die sogenannten Kötter, die nur eine sehr begrenzte Anzahl an Schweinen und Kühen besaßen, und die ein Verlust sehr hart getroffen hätte, zumal das Vieh im Stall größtenteils zur Senkung der Lebenshaltungskosten und teilweise, z.B. durch den Verkauf überschüssiger Milch, direkt zum Familieneinkommen beitrug.
- Rentenzahlstelle
An von der Knappschaft festgesetzten Tagen wurden in verschiedenen Wirtschaften die Witwen- und Invalidenrenten ausgezahlt.
- Steuerzahlstelle
In anderen wurden wiederum an vom Amt Blankenstein festgesetzten Zeiten Steuern eingezogen.
- Gerichtssaal / Schiedsstelle
Im 17./18. Jahrhundert wurde in der Kamplade unterhalb der Dorfkirche Gericht gehalten. 1786 wurde der Überlieferung nach hier das letzte Todesurteil gefällt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich in der Kamplade noch eine Wirtschaft. Die Wirte August Haarmann zu Schrick und Friedrich Gathmann werden im Jahre 1891 als Schiedsmänner ausgewiesen, später der Wirt Haarmann-Thiemann.
- Zentrale Uhrenstelle für Taubenuhren
Der Taubensport hatte im Freizeitsport speziell hier im Kohlenrevier bis in die 1960er Jahre einen weit höheren Stellenwert, als er ihn heute noch innehat. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre war dabei die Anschaffung einer sogenannten „Konstatieruhr”, mit der die Ankunftszeiten der Tauben nach Eintreffen im heimatlichen Schlag festgehalten wird, für den einzelnen nahezu unerschwinglich. Daher wurde eine gemeinsame Uhr meist im Vereinslokal stationiert. Traf eine Taube auf dem Schlag ein, wurde der sich am Fuß befindliche Gummiring abgenommen und auf dem schnellsten Wege zum Lokal gebracht, wo er dann „eingedreht” wurde. Je nach Entfernung des Taubenschlages vom Uhrenstandpunkt wurden dann Zeitgutschriften gewährt.
- Poststelle
In folgenden Wirtschaften waren Poststellen installiert:
1. Frische (Zur schönen Aussicht), heute Haarholzer Straße 2
2. Rumberg, heute Kemnader Straße 319
3. Meier (Zum Altdeutschen), heute Brockhauser Straße 14
4. Witthüser (Zur Sonne), heute Brockhauser Straße 42
In diesen vier Gastwirtschaften wurde der Postdienst auch von dem Wirt bzw. einer/m Angehörigen des Wirtes versehen. In den 1960er Jahren wurden teilweise Renten auch über den Postschalter ausgezahlt, da das Girokonto noch nicht verbreitet war.
Schenk-, Schank- und Gastwirtschaften
Der Begriff „Schenkwirtschaft” oder „Schankwirtschaft” findet sich in Konzessionsanträgen um 1900 in beiden Schreibweisen. Letztendlich ist damit aber eine Wirtschaft gemeint, deren Konzession sich auf die, wenn auch manchmal eingeschränkte, Erlaubnis zum Ausschank von Getränken bezog. Die Befugnisse zum Betrieb einer Gastwirtschaft, einem Begriff, der heute umgangssprachlich im gleichen Sinne wie Kneipe, Pinte gebraucht wird, waren jedoch weitergehend. Dem Inhaber einer Gastwirtschaftskonzession war es erlaubt, Zimmer zu vermieten und Gäste zu beherbergen.
Die in Stiepel ursprünglich vertretenen Brauereien
Die Schlegel-Brauerei (gegr. 1854) war wohl diejenige, die neben den Stiepeler Hausbrauereien die längste Liefertradition in Stiepel hatte. Nach Übernahme durch den Schultheiß-Konzern, wurde sie geschlossen (Einstellung der Produktion im Juli 1980). Auch wenn ein lückenloser Nachweis der Bierlieferungen nach Stiepel nicht mehr möglich ist, so erscheint doch auf den älteren Fotos und Postkarten von Stiepeler Wirtschaften immer wieder das Schlegel-Emblem. Die bekannten Schlegel darin sind dabei nicht mit den hier im Ruhrgebiet aus dem Bergbau bekannten Schlägeln, sondern mit den im Küfereiberuf benutzten Hämmern gleichzusetzen, wenngleich eine Anlehnung nicht unbeabsichtigt war. Die im Dreieck angeordneten weißen Schlegel auf blauem Grund symbolisieren die bayrischen Landesfarben. Bis in die 1950er Jahre wurde der für unsere Gegend wahre Spruch ,,Bier braucht Heimat” im engsten Sinne ausgelegt. Die Biere kamen bis in die 1920er Jahre fast ausschließlich von den Brauereien Schlegel (Schlegel/Scharpenseel) in Bochum, Müser in Langendreer, Hülsmann in Wanne-Eickel. Das Glückauf-Bier und die Dortmunder Biere, wie Dortmunder Aktien, Dortmunder Union und Ritter waren wesentlich schwächer vertreten. Ihr Marktanteil nahm in Stiepel erst nach dem 2. Weltkrieg zu. Dieses trifft auch für die heute dominierende Brauerei zu: die Moritz Fiege Brauerei in Bochum.
Buchspende für die Gräfin-Imma-Grundschule
Der Stiepeler Heimatverein hat der Gräfin-Imma-Grundschule in Bochum-Stiepel fünf Exemplare des Buches “Wege durchs Königreich – Geschichte der Straßennamen in Stiepel” zur Verfügung gestellt. [Read more…] about Buchspende für die Gräfin-Imma-Grundschule
Neu auf der Homepage: der Newsletter
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Stadtwerke-Bürgerprojekt des Stiepeler Heimatvereins
Der Stiepeler Heimatverein hat sich beim Sponsoring-Wettbewerb der Stadtwerke Bochum für ein Bürgerprojekt “Wofür schlägt Dein Herz?” beworben. Wenn wir gewinnen, möchten wir die Zuwendung für die Einrichtung des neuen Vereinsbaus “Pfingstblümchen” verwenden.
Zukünftig möchte der Verein eine wichtige Anlaufstelle im kulturellen Leben des Stadtteils Stiepel werden, indem beispielsweise Vorträge und Filmvorführungen zu Themen lokaler Geschichte, Kunst und Literatur angeboten werden. Um geeignete Vortrags- und Präsentationsmöglichkeiten zu schaffen, bedarf es einer entsprechenden Mulitmedia-Einrichtung und einer passenden Ausstattung des Raumes. Um zu gewinnen, brauchen wir eure Hilfe. Bitte stimmt auf den Internet-Seiten der Stadtwerke für unser Projekt ab!
Euer Votum könnt ihr bis zum 23. Mai 2017 unter folgendem Link abgeben:
Mitgliederversammlung März 2017
Über die Jahreshaupt-/ Mitgliederversammlung vom 10. März 2017 lassen sich folgende Punkte kurz berichten: [Read more…] about Mitgliederversammlung März 2017
Am Bliestollen
An der Grenze nach Sundern und Weitmar finden wir eine Sackgasse. Sie ist zwar nur ein paar hundert Meter lang ist, ihre Namensfindung verrät aber einiges über die Geschichte des Bergbaus in Stiepel: die Straße „Am Bliestollen“
Altes Pastorat
Das ehemalige Pastorat bzw. Pfarrhaus der evangelischen Gemeinde Stiepel liegt am unteren Ende der Straße “Im Sonderfeld”, heute hat es die Hausnummer 68. Ein Vorgängerbau musste im Jahr 1770 abgerissen werden, das “neue” Pfarrhaus wurde unter Pastor Bruns (Pastor in Stiepel von 1775 – 1815) im Jahr 1780 errichtet. Im Jahr 1952 verkaufte die Gemeinde das Gebäude (Infomationen entnommen aus der Festschrift “1000 Jahre Dorfkirche Bochum-Stiepel”).
Ziegelei Munkenbeck – der erste Industriebetrieb in Stiepel
In unserem über Jahrhunderte durch Landwirtschaft und Bergbau geprägten Ortsteil ist vor etwas mehr als 100 Jahren -wenn man es so sehen will- der erste Industriebetrieb deutlich erweitert worden: die Ziegelei Munkenbeck. 1890 in Betrieb gegangen, wurde im März 1912 die geplante Erweiterung im Hattinger Anzeiger bekanntgemacht, Widerspruchsfrist inklusive. Dort heißt es: „Die Frau Witwe Georg Munkenbeck zu Stiepel beabsichtigt auf ihrem … Grundstücke … einen Ziegel-Ringofen anzulegen.“ Mit diesem Grundstück ist das Gelände des heutigen Sportplatzes an der Kemnader Straße gemeint, das zum Hof Munkenbeck gehörte.
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