Vielen Stiepelern ist die Wirtschaft „Zum Wilhelmstein“ besser bekannt unter dem Namen der langjährigen Betreiberfamilie Bock. Das Baujahr des Hauses und damit der Beginn der von vornherein vorgesehenen Nutzung als Gastwirtschaft sind anhand von Metallziffern am Gebäude ablesbar: 1864. [Read more…] about Zum Wilhelmstein (Gräfin-Imma-Straße 212)
Apotheken in Stiepel
Über nicht vorhandene Ärzte innerhalb der Gemeinde Stiepel haben wir schon berichtet. Nachzulesen ist dieses Kapitel Stiepeler Geschichte in der Darstellung von Dr. Gerhard Gilbert, der sich am 1. Dezember 1919 als erster Arzt in Stiepel niedergelassen hat. In der Zeit davor mussten sich die Stiepeler zur ärztlichen Versorgung in die Nachbargemeinden Weitmar, Wiemelhausen und auf die gegenüberliegende Ruhrseite nach Blankenstein begeben. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wie denn die Stiepeler nach einem Arztbesuch mit Arzneimitteln und Medikamenten versorgt wurden. In Stiepel gab es keine Apotheke, also musste man sich ebenfalls in den Nachbargemeinden aushelfen. Und genau in diesem Kontext hat der Geschichtskreis Weitmar im Juli 2020 unter dem Titel „Merkwürdiger Arzneimittelhandel in Weitmar“ über einen kleinen „Arzneimittelskandal“ recherchiert, bei dem es auch um zwei Stiepeler Gastwirtschaften und deren Rolle als Verteilzentren geht.
Auslöser von polizeilichen Untersuchungen im November 1907 war wohl, dass der eine Apotheker dem anderen seine geschäftlichen Aktivitäten neidete und sich gegen die Übergabe von Rezepten direkt aus einer Arztpraxis heraus an eine „Botenfrau“ zu wehren versuchte. Im Zuge der Untersuchungen kam heraus, dass die Witwe Wilhelmine Berentroth sich mit Duldung des Arztes Meffert in dessen Praxis aufhielt, ausgestellte Rezepte direkt einsammelte, diese zum Apotheker Brinkmann brachte und später die hergestellten Arzneien als Botenfrau an die Wirtschaft Westermann in Stiepel lieferte. Der Wirt Westermann (heutiges Haus Kemnader Straße 200 / Ecke Kosterstraße, Gründung der Wirtschaft 1895) gab die etikettierten Medikamente dann an die Stiepeler Kundschaft aus.
Gastwirtschaften waren zu jener Zeit mehr als nur eine Wirtschaft, sie hatten unterschiedliche Funktionen für das soziale Miteinander in der Gemeinde. Zum Beispiel für das Vereinsleben, als Lohn-, Steuer- oder Rentenzahlstelle, Versicherungsbüro, Poststelle usw. Nun also auch noch als Ausgabestelle für Arzneimittel. Der Amtmann von Weitmar teilte nach Abschluss der Untersuchungen der Polizei-Verwaltung in Blankenstein Ende November 1907 mit, dass die Lieferung von Medikamenten aus einer Weitmarer Apotheke an die Wirtschaft von Westermann in Stiepel aus seiner Sicht einen Verstoß gegen Gesetz und Kaiserliche Verordnung darstellt. Wie die Geschichte in Stiepel ausging, wissen wir nicht, in Weitmar erhielt der Wirt Flake die Verfügung, Annahme und Ausgabe von Medikamenten unter Strafandrohung zu unterlassen. Wir erfahren durch die polizeilichen Ermittlungen aber auch noch, dass es ein identisches System aus der Gemeinde Blankenstein heraus mit dem Wirt Frische in Stiepel gab, und das bereits seit Bestehen der Blankensteiner Apotheke im Jahr 1872. Das Haus Frische war ein seit 1857 bestehendes, über die Stiepeler Grenzen hinaus bekanntes Ausflugslokal an der heutigen Haarholzer Straße.
Der apothekenlose Zustand sollte bis zum Jahr 1954 bestehen bleiben. In jenem Jahr hat die Stadt Bochum einen Apotheken-Standort in Stiepel ausgeschrieben, den Zuschlag erhielt der Großvater des heutigen Apothekers Heiko Meyer (Ruhrland-Apotheke).
Apfelfest 10. Oktober 2020
Unser Apfelfest für Große und Kleine findet statt am
Samstag, 10. Oktober 2020 von 12 – 17 Uhr
bei uns an der Pfingstblume, Brockhauser Straße 126 in Bochum-Stiepel.
Kommt und findet heraus, was es alles rund um das Thema “Apfel” zu entdecken gibt: Vom Cidre bis zur Apfelschorle, vom Apfelkuchen bis zu den Reibeplätzchen mit Apfelmus! Landwirt Jörg Große Munkenbeck gibt Informationen zum Thema Apfel und man kann Leckeres vom Land erwerben.
Um (wegen Corona) Warteschlangen zu vermeiden haben wir folgende Zeiten festgelegt: Verpflegung am Reibekuchenstand von 12 – 15 Uhr, Kaffee und Kuchen von 14 – 17 Uhr. Es gelten die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln.
Es ist die letzte Veranstaltung des Vereins in diesem Jahr, daher genießt noch einmal eine schöne Zeit in historischer Atmosphäre. Zusätzlich ist letztmalig die Ausstellung “Ignatius Geitel” geöffnet.
Ignatius Geitel (1913 – 1985)
Ignatius Geitel hatte ab 1951 Atelier und Lebensmittelpunkt in Stiepel auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Carl Friedrich Erbstollen an der Ecke Kemnader-/ Markstraße. Sein künstlerisches Schaffen begann im Alter von 16 Jahren. Nach dem Besuch der „Maler- und Bildhauerklasse“ der Essener Folkwangschule und der „Meisterklasse Glasmalen“ an der Werkskunstschule Trier ließ er sich in den 1930er Jahren von seinem expressionistischen Vorbild Edvard Munch inspirieren, litt mit seinem künstlerischen Werk aber unter den nationalsozialistischen „Säuberungen“. Nach Kriegseinsatz und russischer Kriegsgefangenschaft verlagerte er seine künstlerischen Aktivitäten hin zur „Kunst am Bau“. Ignatius Geitel gehörte in den 1950er und 1960er Jahren zu den meistbeschäftigten Bochumer Künstlern im öffentlichen Raum und zu den wichtigsten Glaskünstlern überhaupt.
Geboren ist er am 15. November 1913 in Bochum-Ehrenfeld. Nach Besuch der Volksschule, einer abgebrochenen kaufmännischen Lehre und Arbeit in der Landwirtschaft absolviert er eine Lehre als Steinmetz und besucht die Maler- und Bildhauerklasse an der späteren Folkwangschule in Essen. Sein erstes Gemälde erstellt er 1929 im Alter von 16 Jahren. In den 1930er Jahren unternimmt er zahlreiche Studienreisen durch Holland und Belgien, sein künstlerisches Vorbild in dieser Zeit ist Edvard Munch. Ab 1934 erfährt er eine intensive Unterstützung durch das Bochumer Unternehmerehepaar und Kunstmäzene Irene und Karl Gröppel [Westfalia Dinnendahl Gröppel AG (WEDAG)]. In der Villa Gröppel, heute: Hospiz St. Hildegard an der Königsallee, kann Geitel relativ geschützt arbeiten. 1939 führt eine Ausstellungsbeteiligung mit dem Bild „Das lungenkranke Kind“ zur Vorladung vor die nationalsozialistische Kunst-Kommission in Düsseldorf. Weiteren Repressalien entkommt er durch den Kriegseinsatz von 1939 bis 1945, von der russischen Kriegsgefangenschaft kehrt er erst im November 1949 zurück. Sofort danach beginnt er wieder mit künstlerischen Aktivitäten, überwiegend Glasfensterarbeiten und „Kunst am Bau“. Er beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen und ist Mitbegründer einiger Künstlervereinigungen.
Im Jahr 1951 bezieht er sein neues Atelier in Stiepel im Maschinenhaus der ehemaligen Zeche Carl-Friedrich-Erbstollen an der Kemnader-/Ecke Markstraße, später erfolgt die Errichtung seiner Wohn- und Atelier-Bungalows auf demselben Grundstück, heute Kemnader Straße 14 a, die Entwürfe stammen vom Architekten Reiser.
Eines seiner bekanntesten Werke ist das 1954 aus rund 40.000 Glas-Bruchstücken erstellte Mosaik „Niobe“. Es ist das Mahnmal der Stadt Bochum für die Opfer des 2. Weltkriegs und befindet sich auf dem Hauptfriedhof Freigrafendamm. In den 1950er und 1960er Jahren liegen seine künstlerischen Aktivitäten überwiegend in der „Kunst am Bau“: Geitel gehörte zu den meist-beschäftigten Bochumer Künstlern im öffentlichen Raum. Monumentale Glasfenster-Aufträge im kirchlichen und weltlichen Bereich sind bis heute erhalten.
Im Jahr 1983 präsentiert er seine letzte Ausstellung anlässlich seines 70. Geburtstages in seinem Haus an der Kemnader Straße, er stirbt am 22. Januar 1985. Um sein Gesamtwerk kümmert sich heute seine Lebensgefährtin und Nachlassverwalterin Inge Diergardt.
* Informationen zum Lebenslauf entnommen aus: Sepp Hiekisch-Picard. Ignatius Geitel. Das künstlerische Werk
Ausstellung “Ignatius Geitel”
Der Stiepeler Heimatverein setzt seine Ausstellungsreihe „Vergessene / Verstorbene Künstler aus Stiepel“ ab Sonntag, 23. August 2020 im Pfingstblümchen an der Brockhauser Straße 126 fort. Vorgestellt werden Ausschnitte aus Leben und Werk von Ignatius Geitel (1913 – 1985), der ab 1951 Atelier und Lebensmittelpunkt in Stiepel auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Carl Friedrich Erbstollen an der Ecke Kemnader-/ Markstraße hatte. Sein künstlerisches Schaffen begann im Alter von 16 Jahren. Nach dem Besuch der „Maler- und Bildhauerklasse“ der Essener Folkwangschule und der „Meisterklasse Glasmalen“ an der Werkskunstschule Trier ließ er sich in den 1930er Jahren von seinem expressionistischen Vorbild Edvard Munch inspirieren, litt mit seinem künstlerischen Werk aber unter den nationalsozialistischen „Säuberungen“. Nach Kriegseinsatz und russischer Kriegsgefangenschaft verlagerte er seine künstlerischen Aktivitäten hin zur „Kunst am Bau“. Ignatius Geitel gehörte in den 1950er und 1960er Jahren zu den meistbeschäftigten Bochumer Künstlern im öffentlichen Raum und zu den wichtigsten Glaskünstlern überhaupt.
Die Eröffnung der Ausstellung findet im Rahmen des Pfingstblume-Cafés am 23. August um 15 Uhr statt. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 27. September 2020 jeweils zu den Café-Öffnungszeiten, auf Anfrage auch zu gesonderten Terminen.
Aktualisierung: Die Ausstellung ist nochmals während des Apfelfestes am Samstag, 10. Oktober 2020 geöffnet.
Stiepeler Krug (von Hagen, Kemnader Straße 43)
Der Familienname „von Hagen“ ist seit über 230 Jahren in Stiepel etabliert. Unter den Gastwirtschaften gab es zwei mit diesem Namen, zusammen mit „Becker“, „Behrenbeck“, „Wengeler“ und „Schreier“, die als Gastwirtfamilien ebenfalls zweimal vertreten waren, wurden diese in der Stiepeler Historie nur von „Hasenkamp“ und „Haarmann“ übertroffen (drei- bzw. viermal).
Der erste in Stiepel geborene von Hagen war Diederich (1789 – 1859), seine Eltern sind aus dem heutigen Wuppertal zugewandert. Er erwirbt das in der sog. Markenteilung von 1786 dem Hof Schulte Kortwig (Brockhauser Straße) zugeordnete Waldstück östlich der heutigen Kemnader Straße / rund um die Sandfuhrstraße. Wann genau es verkauft und urbar gemacht wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, zumindest sind im Stiepeler Flurbuch des Jahres 1824 knapp 15 Preußische Morgen, also fast 38.000 m² als Acker-, Weide- und Hoffläche auf seinen Namen eingetragen. Das ursprüngliche kleine Hofgebäude ist heute noch als Haus Kemnader Straße 43 erhalten, es liegt unmittelbar an der Ecke Kemnader-/Sandfuhrstraße. Zu erkennen ist es an der direkt vorgebauten ehemaligen kleinen Tankstelle, die heute von einem Autohändler genutzt wird. Auf dem Kartenausschnitt sind zu erkennen: Hauptstraße (Kemnader Straße), Hertastraße (Krockhausstraße) und Hagenstraße (Sandfuhrstraße). Rot eingekreist ist das beschriebene Stammhaus der Familie.
Diederich von Hagen war Bergmann von Beruf, der recht große Kotten wurde „nur“ nebenbei bewirtschaftet. Genauso setzten es sein Sohn Wilhelm (*1831) und sein Enkel Wilhelm (*1856) fort. Erst in der vierten Generation änderte sich mit Heinrich von Hagen (*1910) der ausgeübte Beruf. Durch Erbteilung und Verkäufe verkleinerte sich der Kotten, Heinrich verdiente seinen Lebensunterhalt daher als Viehhändler, nach dem 2. Weltkrieg zusätzlich als Obsthändler. Im Jahr 1961 begründete er ein neues berufliches Standbein, indem er ein Gebäude für eine Gastwirtschaft, den „Stiepeler Krug“, errichtete.
Unmittelbar neben seinem Kotten an der Kemnader Straße betrieb er zusammen mit seiner Frau Else, geb. Stracke (*1910) die Gastwirtschaft samt Hotel -mit 11 Zimmern- bis zu seinem Tod 1973. Else von Hagen betrieb im alten Haus nebenbei ein kleines Lebensmittelgeschäft. Die Gastwirtschaft wurde von deren Tochter Elsa von Hagen (*1935) wiederum bis zu ihrem Tod im Jahr 1987 fortgeführt, seitdem ist das Gebäude im Wesentlichen ungenutzt. Nur im Keller wird ein Schießstand regelmäßig von einer Kompanie des Weitmarer Schützenvereins genutzt. Zwischendurch gab es Versuche, eine neue Gastwirtschaft anzusiedeln, diese blieben aber erfolglos.
Wie eingangs erwähnt, gab es in Stiepel zwei Gastwirtschaften mit dem Familiennamen von Hagen. Neben dem oben erwähnten Heinrich von Hagen und seinem „Stiepeler Krug“ (ab 1961) gab es 100 Meter weiter südlich etwa ab 1919 die „Schenkwirtschaft Heinrich von Hagen“ (*1877), über diesen Link geht es direkt zur Wirtschaft des zweiten (älteren) Heinrich von Hagen.
Sandfuhrstraße
Der Name „von Hagen“ in der Stiepeler Historie
Auch wenn der Familienname „von Hagen“ sich vielleicht nicht so anhört, so ist er doch seit über 230 Jahren in Stiepel etabliert. Zum Beispiel gab es unter den Gastwirtschaften zwei mit diesem Namen, zusammen mit “Becker”, “Behrenbeck”, “Wengeler” und “Schreier”, die als Gastwirtfamilien ebenfalls zweimal vertreten waren, wurden diese in der Stiepeler Historie nur von „Hasenkamp“ und „Haarmann“ übertroffen (drei- bzw. viermal). Und in zwei Straßennamen ist die Familie von Hagen verewigt, das schaffen auch nicht viele. Doch eins nach dem anderen.
Der erste in Stiepel geborene von Hagen war Diederich (1789 – 1859), seine Eltern sind aus dem heutigen Wuppertal zugewandert. Er erwirbt das in der sog. Markenteilung von 1786 dem Hof Schulte Kortwig (Brockhauser Straße) zugeordnete Waldstück östlich der heutigen Kemnader Straße / rund um die Sandfuhrstraße. Wann genau es verkauft und urbar gemacht wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, zumindest sind im Stiepeler Flurbuch des Jahres 1824 knapp 15 Preußische Morgen, also fast 38.000 m² als Acker-, Weide- und Hoffläche auf seinen Namen eingetragen. Das ursprüngliche kleine Hofgebäude ist heute noch als Haus Kemnader Straße 43 erhalten, es liegt unmittelbar an der Ecke Kemnader-/Sandfuhrstraße. Zu erkennen ist es an der direkt vorgebauten ehemaligen kleinen Tankstelle, die heute von einem Autohändler genutzt wird. Auf dem Kartenausschnitt sind zu erkennen: Hauptstraße (Kemnader Straße), Hertastraße (Krockhausstraße) und Hagenstraße (Sandfuhrstraße). Rot eingekreist ist das beschriebene Stammhaus der Familie.
Diederich von Hagen war Bergmann von Beruf, der recht große Kotten wurde „nur“ nebenbei bewirtschaftet. Genauso setzten es sein Sohn Wilhelm (*1831) und sein Enkel Wilhelm (*1856) fort. Erst in der vierten Generation änderte sich mit Heinrich von Hagen (*1910) der ausgeübte Beruf. Durch Erbteilung und Verkäufe verkleinerte sich der Kotten, Heinrich verdiente seinen Lebensunterhalt als Viehhändler, nach dem 2. Weltkrieg zusätzlich als Obsthändler. Im Jahr 1961 begründete er ein neues berufliches Standbein, indem er ein Gebäude für eine Gastwirtschaft, den „Stiepeler Krug“, errichtete. Unmittelbar neben seinem Kotten an der Kemnader Straße betrieb er zusammen mit seiner Frau Else, geb. Stracke (*1910) die Gastwirtschaft samt Hotel -mit 11 Zimmern- bis zu seinem Tod 1973.
Else von Hagen betrieb im alten Haus nebenbei ein kleines Lebensmittelgeschäft. Die Gastwirtschaft wurde von deren Tochter Elsa von Hagen (*1935) wiederum bis zu ihrem Tod im Jahr 1987 fortgeführt, seitdem ist das Gebäude im Wesentlichen ungenutzt. Nur im Keller wird ein Schießstand regelmäßig von einer Kompanie des Weitmarer Schützenvereins genutzt. Zwischendurch gab es Versuche, eine neue Gastwirtschaft anzusiedeln, diese blieben aber erfolglos.
Straßennamen wurden in Stiepel im Jahr 1909 eingeführt. Obwohl es zu jener Zeit ein reiner Privatweg war, erhielt die heutige Sandfuhrstraße den Namen „Hagenstraße“. Was auch sonst, schließlich führte der Weg über den Kotten der Familie von Hagen. Der Name änderte sich im Jahr 1929 im Zuge der Eingemeindung nach Bochum in „Sandfuhrstraße“. Einen Stiepeler Bezug zum neuen Namen der Straße lässt sich nicht nachweisen. Erst ein Jahr vor der Eingemeindung wurde der Privatweg von der Gemeinde Stiepel in die öffentliche Unterhaltungspflicht übernommen. Heutzutage findet sich der Name von Hagen in der im Jahr 2011 erstellten Straße Hagen-Hof-Weg wieder, die unmittelbar neben der ehemaligen Krockhaus-Villa als neue Wohnstraße von der Krockhausstraße abzweigt.
Wie eingangs erwähnt, gab es in Stiepel zwei Gastwirtschaften mit dem Familiennamen von Hagen. Neben dem oben erwähnten Heinrich von Hagen und seinem „Stiepeler Krug“ (ab 1961) gab es 100 Meter weiter südlich etwa ab 1919 die „Schenkwirtschaft Heinrich von Hagen“ (*1877). Dieser ältere Heinrich hat im Jahr 1911 zusammen mit seiner Frau Hulda, geb. Diergardt (*1878) an der seinerzeitigen Hauptstraße 29a, heute Kemnader Straße 65, ein Wohn- und Geschäftshaus mit zwei Ladenlokalen errichtet hat. Zunächst betrieb er dort eine Kolonialwarenhandlung, erst später erwirbt er die Konzession für den Betrieb einer Gastwirtschaft. Dieses Haus erhielt im Mai 1943 beim schwersten Luftangriff auf Stiepel einen Bombentreffer und wurde komplett zerstört. Es wurde nicht wieder aufgebaut, vielmehr wurde im Nachbarhaus, heute Kemnader Straße 59, unmittelbar nach Kriegsende die Wirtschaft neu eröffnet und vom Sohn Walter von Hagen (*1907) und seiner Frau Albertine, geb. Rumberg (*1914) bis zum Ende der 1960er Jahre betrieben. Nach einer kurzen Verpachtung wurde die Wirtschaft Anfang der 1970er Jahre geschlossen, die Räumlichkeiten wurden in eine Wohnung umgewandelt. Die Tochter Marianne, verheiratete Klein, (*1939) hat zwar immer im elterlichen Betrieb mitgearbeitet, die Wirtschaft aber nicht fortgeführt. Im Jahr 1968 hat sie ein Blumengeschäft im Haus eröffnet, welches noch heute unter dem Namen „Blumen Klein“ weitergeführt wird.
Abgesehen von diesen Schilderungen zur Familie und zum ehemaligen Kotten ist es auch etwas Besonderes, dass eine Stiepeler Familie das „von“ im Namen trägt.
Rumberg (Kemnader Straße 319)
„Op dä Höchte“, auf der Höhe in Stiepel gab es mit Haus Frische und der Wirtschaft Rumberg gleich zwei Stiepeler gesellschaftliche Zentren in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Wirtschaft von Ludwig Rumberg (*1857) und seiner Ehefrau Alwine, geborene Frische (*1858), erbaut um 1890 an der Ecke Kemnader-/Surkenstraße, war insbesondere aufgrund des großen Saales eine Art Veranstaltungszentrum und ein Stiepeler Mittelpunkt. Zu dem im Jahr 1896 angebauten Saal gehörte eine Bühne, so dass die in der Wirtschaft beheimateten Vereine viele Feste, Aufführungen oder Bälle veranstalteten. Aber auch für das damalige Stiepel eher ungewöhnliche Veranstaltungen, wie zum Beispiel ein Auftritt des „Hofzauberkünstler Kleppini“, wurden von den Rumbergs organisiert. Immerhin war der Saal mit 600 Stühlen ausgestattet. Nach dem Tode von Ludwig Rumberg im Jahr 1909 führte zunächst seine Witwe den Betrieb einige Jahre weiter, dann übernahm eines der fünf Kinder, der Sohn Emil Rumberg (*1892) zusammen mit seiner Ehefrau Gertrud, geborene Vorkötter (*1897) die Gastwirtschaft. Ab 1919 stritt Emil Rumberg gerne mit der Gemeinde Stiepel, wenn es um die Höhe der von ihm zu zahlenden sogenannten Lustbarkeitssteuer für Filmvorführungen ging. Einem Protokoll der Stiepeler Gemeindevertretung können wir entnehmen, dass er ab dem 1.4.1919 ein „ … Kinotheater eingerichtet hat, welches er an jedem Sonntag in Betrieb zu setzen beabsichtigt.“ Somit war im Rumberg’schen Saal das erste Stiepeler Kino untergebracht, lange vor dem im Saal von Haus Frische beheimateten „Alhambra“. Vermutlich betrieb Emil Rumberg auch die erste öffentliche Tankstelle in Stiepel, es existiert zumindest ein Foto aus dem Jahr 1936 mit einer Zapfsäule vor dem Haus unmittelbar an der Kemnader Straße.
Emil und Gertrud Rumberg führten die Gastwirtschaft bis zu Emils Tod im Jahr 1955. Dann wurde der Betrieb von der dritten Rumberg-Generation fortgesetzt, und zwar von der Tochter Margarete (*1923), verheiratet mit Günter Wieg (*1924). Sein vor dem Einsatz im 2. Weltkrieg begonnenes Kunststudium setzte er nach Kriegsende nicht fort. Vielmehr musste er sein Geld zunächst auf der Zeche Constantin verdienen, ab 1955 stieg er als Wirt mit in den Betrieb ein. Im Haus war auch eine der Stiepeler Poststellen untergebracht, die bereits in den 1940er Jahren von Margarete betrieben wurde. Unter dem Saal, mit Eingang von der Surkenstraße, befand sich übrigens ein Haushaltswarengeschäft, das die älteren Stiepeler noch mit dem Namen Kestermann verbinden.
Zum Grundstück gehörte eine Obstwiese auf der gegenüber liegenden Seite der Kemnader Straße / Ecke Steilstraße, diese wurde auch als Gartenwirtschaft genutzt. Im Jahr 1959 erwarb die Sparkasse Bochum das Grundstück und errichtete dort eine Zweigstelle für den Ortsteil Stiepel. Eingeplant wurde auch ein Geschäftslokal, in dem die Eheleute Wieg das erste Stiepeler Lottogeschäft betrieben sowie Tabakwaren und Zeitschriften verkauften. Bis 1964 betrieb das Ehepaar Wieg die Wirtschaft und das Tabakwaren-/Lottogeschäft parallel, dann wurde die Wirtschaft an die Schlegel-Brauerei verpachtet, die bis Ende der 1970er Jahre den Betrieb an unterschiedliche Wirte vergab. Die Wiegs konzentrierten sich fortan auf den Betrieb ihres Geschäftes. Im Jahr 1981 setzten sie sich zur Ruhe und übergaben es an die langjährige Angestellte Brigitte Stracke.
Das Haus Rumberg erfuhr 1979/80 einen grundlegenden Umbau, nachdem der Betrieb der Gastwirtschaft eingestellt wurde. Der alte (Holz-)Saal wurde abgerissen und für die Vermietung als Supermarkt in Betonbauweise neu errichtet, seinerzeit an Coop als erster Mieter. Das eigentliche Haus wurde kernsaniert, in der ersten Etage ließ sich der Zahnarzt Lehmann nieder, in das Dachgeschoss zog der bekannte Bochumer Architekt Karl-Friedrich Gehse ein, welcher den Umbau auch geplant hatte. Die beschriebene Neueröffnung des Geschäftshauses erfolgte im Dezember 1980.
100 Jahre Revolution und Ruhrkampf
Vortrag am Montag, 2. März 2020, 19:00 Uhr.
Der Stiepeler Heimatverein erinnert unter dem Titel “100 Jahre Revolution und Ruhrkampf – Der März 1920 in Stiepel” an den Kapp-Lüttwitz-Putsch und seine Konsequenzen für das Ruhrgebiet und speziell für die damalige Landgemeinde Stiepel. [Read more…] about 100 Jahre Revolution und Ruhrkampf
Wilde Verwandte von Biene Maja – wie schütze und fördere ich sie?
Einladung zum Vortrag am 10. Januar 2020: Insektenschutz ist aktuell in aller Munde. Und tatsächlich: wer den Sechsbeinern vorbehaltlos gegenübertritt, kommt aus dem Staunen kaum heraus. Mehrere 1000 Wespenarten sorgen als Schädlingsvertilger und Gesundheitspolizei in Mitteleuropa für Ordnung. Viele hundert Bienenarten, darunter die beeindruckenden Hummeln, sind perfekt an ihren Lebensraum samt Schlechtwetter angepasst. Oft sind Bestäuber und Bestäubte so perfekt aufeinander eingestimmt, dass der Eine ohne den Anderen nicht überleben kann. Grund genug, sich von Insektiziden und schwäbischer Kehrwoch‘ im eigenen Garten zu verabschieden. [Read more…] about Wilde Verwandte von Biene Maja – wie schütze und fördere ich sie?